Strom treibt Flieger und Skateboards an
Bei der Ionica, der Messe für E-Mobilität in Zell am See, ist bis Sonntag alles zu sehen, was mit Elektromotoren fährt, schwimmt und fliegt.
ZELL AM SEE. Autos, Roller, Gokarts, Geländemotorräder, Schneemobile, Transporter, Drohnen, Boote, Surfbretter, Skateboards und Flugzeuge: Fast alles kann heute mit Strom angetrieben werden. Und bei der Ionica, der Messe für E-Mobilität in Zell am See, kann man es sich bis Sonntag anschauen und zum Teil selbst ausprobieren.
Vieles steckt aber noch in den Anfängen, etwa bei den Luftfahr- zeugen. Sabine Stütz vom IonicaTeam sagt: „Der erste bemannte Elektroflug der Welt war schon 1973 in Wels.“Die MB E1, mit der er stattfand, ist auch in Zell am See zu sehen. „Insgesamt haben wir fünf oder sechs manntragende E-Flugzeuge. Dazu gibt es Transportdrohnen und unbemannte Forschungsflugzeuge von der FH Joanneum Graz. Die haben eine eigene Luftfahrtabteilung.“Stütz glaubt, dass es nur eine Frage der Zeit sei, wann der erste Passagierflug starte. Es komme darauf an, wie sehr man sich auf die Entwicklung konzentriere. Derzeit seien noch hauptsächlich private Tüftler am Werk.
So zum Beispiel Peter Brickwede aus Bayern. Der Elektroingenieur hat sich ein Ende der 1980erJahre gebautes Ultraleichtflugzeug der Marke Stratos gekauft. „Die hatten Verbrennungsmotoren einer Firma, die für den Rennsport arbeitete. Die mussten nur ein Rennen lang halten. Sehr unzuverlässig.“Brickwede hat großteils selbst einen Elektroantrieb eingebaut. „Die drei LithiumIonen-Batterien sind je 15 Kilogramm schwer und in zwei Stunden zu 80 Prozent geladen.“Dann kann man eineinhalb Stunden und bis zu 80 km/h schnell fliegen. „Einen 100 Kilometer entfernten Flugplatz kann man erreichen. Aber eigentlich ist es ein Segler und der Motor für den Aufstieg.“Der Deutsche wollte von Bayern mit Zwischenlandung in Kufstein nach Zell fliegen, ließ es aber wegen Regengefahr bleiben. Den Regen mag das Flugzeug nicht. „Und für eine kommerzielle Nutzung müssen wir auf die nächste Akkugeneration warten, die mehr Energie speichert.“
Alltagstauglich sind hingegen Skateboards mit E-Antrieb. Auf der Ionica zeigt sie zum Beispiel der Niederösterreicher Stefan Boudar mit seiner Firma E-Funsport. Er bietet E-Skateboards und Umbausätze an, mit denen man sein Lieblingsboard selbst
„Der Klimaschutz wird den Verkehrssektor grundlegend ändern.“Martin Faulstich, Ionica
mit Elektroantrieb ausstatten kann. Die Skateboards erreichen bis zu 35 km/h. Das Tempo regelt man mit einer Fernbedienung, mit der man auch bremsen kann. „Das ist der Vorteil gegenüber dem normalen Skateboard.“
Beim Ionica-Kongress sagte der wissenschaftliche Leiter Martin Faulstich: „Der Klimaschutz wird auch den Verkehrssektor grundlegend verändern. Die Mobilität des 21. Jahrhunderts wird maßgeblich strombasiert sein. Wir müssen bei der Treibhausgasemission auf die Bremse steigen und strikt dafür sorgen, dass mit einer Begrenzung der globalen Erwärmung auf zwei Grad über dem vorin-
dustriellen Wert eine gefährliche Störung des Klimasystems durch den Menschen gerade noch vermieden wird.“Bei einer Überschreitung der Zwei-Grad-Marke würden die Folgen des Klimawandels nicht mehr kontrollierbar sein. Faulstich: „Über 98 Prozent aller Kohlenstoffvorräte müssen wir im Boden lassen, um die Klimaziele zu erreichen. Die neue Begrenzung ist nicht, was wir im Boden haben, sondern was wir in die Atmosphäre geben dürfen. Wir müssen uns auf den Klimaschutz konzentrieren und nicht auf die Verfügbarkeit von Öl, Kohle und Gas. Und uns bleiben gerade 35 Jahre, um auf regenerative Stoffe umzusteigen.“