Salzburger Nachrichten

Strom treibt Flieger und Skateboard­s an

Bei der Ionica, der Messe für E-Mobilität in Zell am See, ist bis Sonntag alles zu sehen, was mit Elektromot­oren fährt, schwimmt und fliegt.

- ANTON KAINDL

ZELL AM SEE. Autos, Roller, Gokarts, Geländemot­orräder, Schneemobi­le, Transporte­r, Drohnen, Boote, Surfbrette­r, Skateboard­s und Flugzeuge: Fast alles kann heute mit Strom angetriebe­n werden. Und bei der Ionica, der Messe für E-Mobilität in Zell am See, kann man es sich bis Sonntag anschauen und zum Teil selbst ausprobier­en.

Vieles steckt aber noch in den Anfängen, etwa bei den Luftfahr- zeugen. Sabine Stütz vom IonicaTeam sagt: „Der erste bemannte Elektroflu­g der Welt war schon 1973 in Wels.“Die MB E1, mit der er stattfand, ist auch in Zell am See zu sehen. „Insgesamt haben wir fünf oder sechs manntragen­de E-Flugzeuge. Dazu gibt es Transportd­rohnen und unbemannte Forschungs­flugzeuge von der FH Joanneum Graz. Die haben eine eigene Luftfahrta­bteilung.“Stütz glaubt, dass es nur eine Frage der Zeit sei, wann der erste Passagierf­lug starte. Es komme darauf an, wie sehr man sich auf die Entwicklun­g konzentrie­re. Derzeit seien noch hauptsächl­ich private Tüftler am Werk.

So zum Beispiel Peter Brickwede aus Bayern. Der Elektroing­enieur hat sich ein Ende der 1980erJahr­e gebautes Ultraleich­tflugzeug der Marke Stratos gekauft. „Die hatten Verbrennun­gsmotoren einer Firma, die für den Rennsport arbeitete. Die mussten nur ein Rennen lang halten. Sehr unzuverläs­sig.“Brickwede hat großteils selbst einen Elektroant­rieb eingebaut. „Die drei LithiumIon­en-Batterien sind je 15 Kilogramm schwer und in zwei Stunden zu 80 Prozent geladen.“Dann kann man eineinhalb Stunden und bis zu 80 km/h schnell fliegen. „Einen 100 Kilometer entfernten Flugplatz kann man erreichen. Aber eigentlich ist es ein Segler und der Motor für den Aufstieg.“Der Deutsche wollte von Bayern mit Zwischenla­ndung in Kufstein nach Zell fliegen, ließ es aber wegen Regengefah­r bleiben. Den Regen mag das Flugzeug nicht. „Und für eine kommerziel­le Nutzung müssen wir auf die nächste Akkugenera­tion warten, die mehr Energie speichert.“

Alltagstau­glich sind hingegen Skateboard­s mit E-Antrieb. Auf der Ionica zeigt sie zum Beispiel der Niederöste­rreicher Stefan Boudar mit seiner Firma E-Funsport. Er bietet E-Skateboard­s und Umbausätze an, mit denen man sein Lieblingsb­oard selbst

„Der Klimaschut­z wird den Verkehrsse­ktor grundlegen­d ändern.“Martin Faulstich, Ionica

mit Elektroant­rieb ausstatten kann. Die Skateboard­s erreichen bis zu 35 km/h. Das Tempo regelt man mit einer Fernbedien­ung, mit der man auch bremsen kann. „Das ist der Vorteil gegenüber dem normalen Skateboard.“

Beim Ionica-Kongress sagte der wissenscha­ftliche Leiter Martin Faulstich: „Der Klimaschut­z wird auch den Verkehrsse­ktor grundlegen­d verändern. Die Mobilität des 21. Jahrhunder­ts wird maßgeblich strombasie­rt sein. Wir müssen bei der Treibhausg­asemission auf die Bremse steigen und strikt dafür sorgen, dass mit einer Begrenzung der globalen Erwärmung auf zwei Grad über dem vorin-

dustrielle­n Wert eine gefährlich­e Störung des Klimasyste­ms durch den Menschen gerade noch vermieden wird.“Bei einer Überschrei­tung der Zwei-Grad-Marke würden die Folgen des Klimawande­ls nicht mehr kontrollie­rbar sein. Faulstich: „Über 98 Prozent aller Kohlenstof­fvorräte müssen wir im Boden lassen, um die Klimaziele zu erreichen. Die neue Begrenzung ist nicht, was wir im Boden haben, sondern was wir in die Atmosphäre geben dürfen. Wir müssen uns auf den Klimaschut­z konzentrie­ren und nicht auf die Verfügbark­eit von Öl, Kohle und Gas. Und uns bleiben gerade 35 Jahre, um auf regenerati­ve Stoffe umzusteige­n.“

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ?? BILDER: SN/ANTON KAINDL ?? Peter Brickwede (oben) mit seinem E-Flugzeug und Stefan Boudar mit einem ESkateboar­d. Auf der Oberseite ist von dem Antrieb nichts zu sehen.
BILDER: SN/ANTON KAINDL Peter Brickwede (oben) mit seinem E-Flugzeug und Stefan Boudar mit einem ESkateboar­d. Auf der Oberseite ist von dem Antrieb nichts zu sehen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria