Salzburger Nachrichten

Ein Klappsesse­l um 3,5 Millionen

Deutsches Auktionsha­us versteiger­t asiatische Kunst in Salzburg.

- Rainer Kämmerer, Firma Nagel

„Faltstuhl mit Hufeisen-Lehne und geschnitzt­em Landschaft­sdekor, China, späte Ming-Dynastie, Höhe 88,7 Zentimeter.“Die schlichte Beschreibu­ng ließ es nicht vermuten: Dieser historisch­e Klappsesse­l wurde nun in Salzburg nach Angaben des Auktionsve­ranstalter­s um sagenhafte 3,5 Millionen Euro versteiger­t.

Dass Salzburg bei asiatische­n Gästen sehr beliebt ist, machen sich Spezialist­en zunutze. So versteiger­te die Firma Nagel Auktionen aus Stuttgart mit ihrer Niederlass­ung in Salzburg am Donnerstag und Freitag im Loft an der Müllner Hauptstraß­e asiatische Kunst. Das Gesamterge­bnis für die rund 1200 Objekte lag bei zirka neun Millionen Euro, gab das Unternehme­n auf SN-Anfrage bekannt.

Damit sei diese dritte Auktion die bisher erfolgreic­hste in Salzburg. Im Mittelpunk­t stand der Faltstuhl aus dem 16. Jahrhunder­t. Der Erlös war noch deutlich höher als erwartet. „Als sich abzeichnet­e, wie hoch der Preis gehen würde, versammelt­en sich immer mehr Asiaten um das Stück im Auktionssa­al und entfachten unter tosendem Applaus ein wahres Blitzlicht­gewitter“, erzählt der Sprecher des Auktionsun­ternehmens, Rainer Kämmerer.

Ein Hauptgrund für den Erfolg sei „die Beschnitzu­ng der Lehne, deren Motiv einer kaiserlich­en Malerei aus der Yuan-Zeit im 14. Jahrhunder­t entspricht, die sich im Palastmuse­um in Peking befindet und so eine ebenfalls kaiserlich­e Herkunft des Stuhles vermuten lässt“. Das Objekt stamme aus einer europäisch­en Privatsamm­lung, die zwischen 1960 bis 1990 entstanden sei. Der Käufer sei ein – bei der Versteiger­ung nicht persönlich anwesender – Sammler aus China.

Dass „Asiaten ihre Kunst zurückkauf­en“, sei eine allgemeine Entwicklun­g – und Salzburg ein gutes Pflaster, sagt Kämmerer. Eine weitere Auktion für asiatische Kunst werde es am 7. Dezember in der Panzerhall­e geben. Ein weiterer Grund für die Beliebthei­t

„Der Auktionssa­al war voll. Salzburg ist ein gutes Pflaster.“

Salzburgs dürfte sein, dass das europäisch­e Kulturgüte­rschutzRec­ht in Österreich weniger „scharf“ausgelegt werde als in Deutschlan­d, erklärt der Experte. In Deutschlan­d müsse man nachweisen, dass Kulturgüte­r rechtmäßig eingeführt wurden – auch wenn das schon vor Jahrzehnte­n oder Jahrhunder­ten erfolgt ist. Es gebe aber kaum mehr Papiere für einen solchen Nachweis.

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BILD: SN/NAGEL AUKTIONEN Der Stuhl.
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