Salzburger Nachrichten

Kräftige Lebenszeic­hen der Salzburger Kultur

Gründung der Osterfests­piele und Wiedereröf­fnung des SMCA nach dem Zweiten Weltkrieg.

- PIERRE A. WALLNÖFER

Zwei Bereicheru­ngen krönen das kulturell keineswegs unterverso­rgte Salzburg: Herbert von Karajan eröffnet seine ersten Osterfests­piele, die Berliner Philharmon­iker werden für Jahrzehnte als Orchester zur Verfügung stehen. Karajan ist bis zu seinem Tod 1989 treibende Kraft hinter dem Festival, das als sein Vermächtni­s angesehen werden kann. Es dauert jeweils zehn Tage lang von Samstag vor Palmsonnta­g bis Ostermonta­g und bietet Oper, Orchester- und Chorkonzer­te auf höchstem Niveau.

Als die Berliner Philharmon­iker 2012 zu den Osterfests­pielen Baden-Baden wechseln, wird mit der Sächsische­n Staatskape­lle Dresden und Dirigent Christian Thielemann eine neue Epoche eröffnet. Zuvor hatten nach Karajan drei Weltstars des Taktstocks die künstleris­che Leitung inne: Georg Solti, Claudio Abbado und Simon Rattle waren nach Karajan die Zuschauerm­agneten.

Mit Christian Thielemann schließt sich für die Osterfests­piele ein Kreis, war der 59jährige Berliner doch am Beginn seiner Karriere musikalisc­her Assistent von Karajan. Von Maestro Karajan geblieben ist das spezielle Förderersy­stem, das Mitglieder­n des Fördervere­ins bei der Kartenverg­abe ein Vorkaufsun­d Stammplatz­recht einräumt. Derzeit gibt es 2100 Förderer, die einen Betrieb ohne öffentlich­e Gelder ermögliche­n. Das SMCA (Salzburger Museum Carolino Augusteum) wurde während des Zweiten Weltkriegs schon beim ersten amerikanis­chen Bombenangr­iff auf Salzburg am 16. Oktober 1944 schwer beschädigt und beim dritten Angriff weitgehend zerstört. Die Majorität der Sammlungen blieb dank rechtzeiti­ger Aufbewahru­ng an verschiede­nen bombensich­eren Plätzen unversehrt. So konnte das SMCA im Mai 1967 vom damaligen Direktor Kurt Willvonsed­er in einem provisoris­chen Neubau an alter Stelle am Franz-Josefs-Kai wiedereröf­fnet werden. Heute ist es in der Neuen Residenz als „Salzburger Museum“beheimatet. Architekt Hans Hollein dachte zwischenze­itlich einen ganz neuen Stadtort in einem zu schaffende­n riesigen Hohlraum im Mönchsberg an, der später auch für eine Guggenheim-Dependance anvisiert wurde. Die Lokalpolit­ik, federführe­nd die Bürgerlist­e, verhindert­e diesen Jahrhunder­tstreich.

Die gelungene Wiedereröf­fnung des SMCA lobt Max Kaindl-Hönig in den „Salzburger Nachrichte­n“: „Die Beschränku­ng auf vertretbar beste Qualität in allen Bereichen hat diese Neuaufstel­lung vor dem Odium des Provinziel­len bewahrt. Im Gegenteil: Eine transparen­te Schaubarke­it der Zusammenhä­nge gibt der Darstellun­g etwas von der Weltläufig­keit, die dem kleinen Salzburg in seinen besten Zeiten Größe verliehen hat.“

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BILD: SN/FELICITAS / INTERFOTO / PICTUREDES­K.COM Festspiel-Maestro Herbert von Karajan.

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