Den Blick für das Wesentliche lernen
Ich gebe seit über 13 Jahren Nachhilfe in Mathematik. Eine einzelne Maturaprüfung entspricht etwa einer Prüfung an einer Universität. Jeder Wissenserwerb erfordert auch ein Mindestmaß an Ausdauer, das trainiert werden will. Insofern hat die Matura als Abschlussprüfung durchaus ihre Berechtigung. Die Matura ist der bekannteste, aber nicht der einzige Weg zu einer höheren Ausbildung. Man kann ohne Matura mit einer Studienberechtigungsprüfung ein Studium beginnen. Mathematik hat einen äußerst schlechten Ruf bei (AHS-)Schülern. Der Nutzen wird im Vergleich zu einer sprachlichen Ausbildung kaum gesehen. Deshalb ist man im Mathematik-Unterricht dazu übergegangen, vermehrt aufzuzeigen, wo Mathematik in anderen Fachgebieten eingesetzt wird, was zu einer gewissen Textlastigkeit geführt hat.
Je mehr unser Lebensumfeld digitalisiert wird, desto wichtiger wird eine mathematische Bildung. Man erlernt Wissensgebiete übergreifend zu betrachten, den Blick für wesentliche Dinge und Objektivität. Eine Auswahl unter den Dingen zu treffen, die man lernen sollte, ist schwer. Wer ist kompetent genug, zu wissen, was in dreißig Jahren wichtig sein wird? Vor ein paar Wochen sollen Forscher behauptet haben, die PGP-Verschlüsselung bei E-Mails (technisch) geknackt zu haben. Die Verschlüsselung mithilfe verschränkter Quanten wird gerade erprobt. Sollten Informatiker in zwanzig Jahren (die Grundprinzipien der) Quantenmechanik beherrschen? Mittlerweile bieten viele Universitäten Krückenkurse für ihre naturwissenschaftlichen/technischen Studierenden an. Möglicherweise sollte man auch diese naturwissenschaftlichen/technischen Fachbereiche der Universitäten stärker in die Diskussion und Planung der schulischen Ausbildung einbinden. Was dürfen sie von Studienanfängern erwarten, was brauchen sie, um unsere zukünftigen Leistungsträger auszubilden? Was man in Mathematik unbedingt lernen sollte: den Blick für das Wesentliche! Mag. rer. nat. Elisabeth Gottschling 5020 Salzburg