Der bald teure American Way of Life
Europa schlägt im Zollstreit zurück: Seit Freitag gelten auf etliche US-Produkte Strafzölle von 25 Prozent. Die heimischen Kunden werden das vorerst kaum spüren – ausgenommen Harley-Davidson-Fans. Die fanden eine andere Lösung.
SALZBURG. Eigentlich könnte Christian Arnezeder höchst zufrieden sein. Der gebürtige Salzburger leitet seit einigen Wochen das gesamte Zentraleuropa-Geschäft der USKultmarke Harley-Davidson. Und das Geschäft brummt. Die Verkäufe seien zuletzt um 20 bis 30 Prozent in die Höhe geschnellt, sagt Arnezeder. Der Grund freilich macht dem Harley-Manager wenig Freude: Die seit Wochen diskutierten Strafzölle auf typische US-Produkte, darunter auch Harley-Davidson-Motorräder, hatten viele Fans zu Vorziehkäufen gebracht. Seit Freitag sind die Strafzölle in Höhe von 25 Prozent in Kraft. „Das heißt für uns, dass wir statt bisher sechs Prozent Zoll bei der Einfuhr künftig 31 Prozent zahlen müssen, und das ist bereits die zweite Watsche“, sagt Arnezeder. Denn betroffen sei der USMotorradhersteller auch von den Strafzöllen, die US-Präsident Donald Trump auf Stahl- und Aluminiumimporte verhängen ließ – und die ja Auslöser für die europäische Gegenreaktion waren. „Ein Motorrad hat schließlich einen hohen Stahlanteil.“
All diese Kosten werde HarleyDavidson allein nicht stemmen können. „Was das Europa-Geschäft angeht, sind unsere Lager derzeit noch gut gefüllt, wenn aber im Herbst die neuen Modelle vorgestellt werden, muss der Kunde wohl mit höheren Preisen rechnen“, sagte Arnezeder. Den wirklichen Harley-Davidson-Fan werde das nicht von seiner Leidenschaft abbringen. „Neukunden könnten aber überlegen.“18.000 Motorräder – mit Preisen zwischen 8500 und 45.000 Euro – verkaufte man im Vorjahr in Zentraleuropa, 1100 in Österreich. Derart gravierend dürften die Folgen der Strafzölle sonst kaum sein. Zwar gelten sie auch auf Whiskey, Mais, Jeans, Erdnussbutter oder Orangensaft. Kunden, die Bourbon-Whiskey bevorzugen, würden damit mittelfristig wahrscheinlich mit Preiserhöhungen rechnen müssen, heißt es im heimischen Handel. „Vorerst ist aber noch überhaupt nicht klar, welche Auswirkungen es auf manche Preise geben wird“, sagt Spar-Sprecherin Nicole Berkmann. Seitens der Hersteller habe man noch keine Preisforderungen erhalten. Zum einen dürfte auch hier noch einiges auf Lager liegen, zum anderen geht es häufig um verarbeitete Produkte wie Tortillas aus Mais, bei denen der Anteil ohnehin geringer ist und auf Zutaten aus anderen Ländern zurückgegriffen werden kann.
Ähnlich sieht man es im Modehandel, wo das US-Produkt Jeans im Fokus steht. Auch wenn die Hosen Namen wie Levi’s oder Wrangler trügen, produziert würden sie meist in der Türkei oder sonst wo, betont der deutsche Modeverband. Und die Konkurrenz von Eigenmarkenund Billig-Jeans ist längst riesig. „Vorerst gibt es überhaupt keine Folgen, weil unsere Verträge längerfristig abgeschlossen sind“, sagt Hervis-Chef Alfred Eichblatt. Levi’soder Wrangler-Jeans würden auch in den kommenden Wochen nicht mehr kosten. „Längerfristig hängen die Gesamtkosten ohnehin mehr am Dollarkurs“, meint er.