Ziele der Energiewende sind sehr ambitioniert
Verbund-Konzernchef Wolfgang Anzengruber, vor Kurzem für weitere drei Jahre in seiner Funktion bestätigt, hält die Ziele zum Ausbau erneuerbarer Energieträger bis 2030 für gut und richtig. Sie seien technisch auch erreichbar. Angesichts gesellschaftlicher Widerstände müsse man „zur Kenntnis nehmen, dass einige dieser Ziele nicht erreichbar sein werden“, sagte er im Klub der Wirtschaftspublizisten.
Auch die Energiestrategie der Regierung sei im Grundsatz zu loben, sie sei in der Zielsetzung allerdings „eher euphorisch“, sagt Anzengruber. Binnen zwölf Jahren soll die in Österreich verbrauchte Strommenge zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energieträgern gedeckt werden. Derzeit sei man bei 75 Prozent. Es müssten also noch einmal 30 bis 35 Terawattstunden an Leistung gebaut werden – das entspricht der doppelten Strommenge, die aus Donaukraftwerken gewonnen wird.
Anzengruber plädiert auch dafür, nicht landwirtschaftlich genutzte Freiflächen für den Bau von Photovoltaikanlagen freizugeben. Grundsätzlich brauche Österreich keine neuen Gesetze, es wäre schon geholfen, würden bei Ausschreibungen die Fristen eingehalten, sagte Anzengruber mit Verweis darauf, dass die Genehmigung der 380-kV-Leitung in Salzburg auch nach 15 Jahren noch nicht vorliegt.
Ein großes Thema ist die Stabilisierung des Strommarkts, die durch schwankende Produktion von Wind-, Solar- und Wasserkraft wichtiger wird. Dazu müssten fossile Kraftwerke in Reserve gehalten werden, sagt der Verbund-Chef. Ohne Engpassmanagement werde es die nächsten zehn Jahre nicht gehen. 2017 hat die für das Stromnetz zuständige Verbund-Tochter APG an 300 von 365 Tagen zur Stabilisierung des Netzes eingreifen müssen, 2016 waren es erst 100 Tage.