Das heiße Formel-1-Comeback
Das erste Grand-Prix-Wochenende seit zehn Jahren auf französischem Boden begann mit einem brennenden Boliden, zahlreichen Ausritten und einem Totalchaos auf den Zufahrtstraßen.
Heiß im mehrfachen Sinn begann der erste Trainingstag für das erste Formel-1-Wochenende auf französischem Boden nach zehn Jahren Pause. Mit Temperaturen um die dreißig Grad ist am Freitag in Le Castellet nahe der Côte d’Azur zu rechnen gewesen, nicht aber, dass ein modernes Grand-Prix-Auto Feuer fängt. Kurz vor dem Ende des ersten freien Trainings drehte sich der Schwede Marcus Ericsson, das Auto schlug gegen die Begrenzung und aus dem Heckteil schlug Feuer.
Da Ericsson keine Reaktionen zeigte, funkte seine Crew hektisch: „Raus! Es brennt!“Dann kletterte der Schwede ohne Hilfe von Streckenposten aus dem Auto. „Ich habe nicht sogleich erkannt, dass es brennt“, sagte Ericsson später zu Sauber-Teamchef Frédéric Vasseur. Als er das Auto verließ, schlugen die Flammen gut zwei Meter hoch. Ericsson blieb beim Zwischenfall unverletzt, allerdings konnte das Auto am Nachmittag nicht mehr eingesetzt werden. Für das Qualifying heute, Samstag (16 Uhr), muss Sauber das Auto wieder hinbringen.
Dass Feuerunfälle trotz des technischen Fortschritts nie auszuschließen sind, zeigte sich auch beim Großen Preis von Ungarn im Jahr 2011, als der Deutsche Nick Heidfeld aus seinem brennenden Lotus flüchten musste. Das war bisher der letzte Zwischenfall dieser Art. Bei der Einführung des ringförmigen Cockpit-Schutzes „Halo“(engl. Heiligenschein) ist heuer viel diskutiert worden, ob der Fahrer bei einer Flucht aus einem brennenden Auto behindert werden könnte. Ericsson hat bei seinem unfreiwilligen Test bewiesen, dass es klappt.
Nach den ersten freien Trainings zeigte sich, dass der Sieg am Sonntag (Start 16.10 Uhr) über Lewis Hamilton führen wird, Mercedes ist mit einigen Neuteilen für den Motor nach Frankreich gekommen und nach einigen Justierungen funktionierte beim Briten alles wie am Schnürchen: klar Schnellster in beiden Trainings.
Am Vormittag lag Teamkollege Valtteri Bottas an zweiter Stelle, am Nachmittag hatte das Auto des Finnen einen Defekt. Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo kam Hamilton am nächsten. Sebastian Vettel, der seit seinem Sieg beim Großen Preis von Kanada die WM-Führung mit einem Punkt Vorsprung auf Hamilton übernommen hat, war in beiden Einheiten Fünfter. Dreher oder Ausritte verzeichneten u. a. Fernando Alonso, Brendon Hartley, Kimi Räikkönen und Sergio Pérez.
Auch in Le Castellet schwirren die Gerüchte über die Zusammensetzung der Teams 2019. Italienische Medien wollten wissen, dass der 20-jährige Monegasse Charles Leclerc bei Ferrari den Platz des 38jährigen Kimi Räikkönen übernehmen soll. Leclerc stammt aus der Ferrari-Nachwuchsförderung und hat für das Nachzüglerteam Sauber heuer schon zehn WM-Punkte geholt. Allerdings hat Räikkönen noch nicht dokumentiert, rennmüde zu sein, und dem Finnen scheint die Rolle zu behagen, der Wasserträger für Vettel zu sein. Zum Gerücht, Daniel Ricciardo wechselt von Red Bull zu McLaren, wo Fernando Alonso offenbar nur noch Dienst nach Vorschrift macht, sagte Helmut Marko: „Wenn es ums Sportliche geht, kann er nur bei uns bleiben, aber wenn er sagt, bei McLaren zahlen’s um so viel mehr … Entweder er fährt bei uns um die Plätze eins bis sechs oder bei McLaren um acht bis vierzehn.“
Heiß wurde es Freitag auch den Fans bei der Anfahrt zur Strecke. Am Vormittag waren alle Zufahrten verstopft, viele Fans drehten trotz gekaufter Tickets um. Klagsdrohungen gegen die Veranstalter trafen ein. Es wurde hektisch ein neuer Verkehrsplan ausgearbeitet.