Die Mafia bedroht Schriftsteller Roberto Saviano seit Langem. Nun aber droht ihm auch der italienische Innenminister.
Die Mafia bedroht Schriftsteller Roberto Saviano seit Langem. Nun aber droht ihm auch der italienische Innenminister.
SALZBURG. Bisher habe er – im Vergleich zu Kollegen wie dem slowakischen Journalisten Ján Kuciak – Glück gehabt. So sagt Roberto Saviano, wenn er über die Todesdrohungen spricht, die süditalienische Mafiabosse immer wieder gegen ihn aussprechen. Dieses Glück des Überlebens hat für den Journalisten und Schriftsteller einen hohen Preis. Seit zwölf Jahren, seit dem weltweiten Erfolg seines Buchs „Gomorrha“, lebt der 38-Jährige unter Bewachung. Weiteren Schutz stellt auch seine Prominenz dar. Die Mafia mordet nicht gern im Scheinwerferlicht. Und Saviano ist ein mächtiges Sprachrohr, wenn es um gesellschaftliche Zustände geht. Er nutzt diese Situation, um auf desolate politische und soziale Verhältnisse in seiner Heimat aufmerksam zu machen. Und was er sagt oder in verschiedenen großen europäischen Zeitungen schreibt, wird gelesen und gehört.
Auch der neue italienische Innenminister Matteo Salvini hat gehört, was Saviano über die rechten und fremdenfeindlichen Strömungen sagt und wie er sich für Migranten einsetzt. Das kann Salvini nicht in seine Ausgrenzungspolitik passen. Der Chef der Lega hat in den bisher drei Wochen, die er stellvertretender Ministerpräsident und Innenminister ist, seine Macht genutzt, um mit brutaler Sprache gegen ihm missliebige Umstände vorzugehen. Er sagte, er wolle alle Roma und Sinti im Lande zählen lassen, dann machte er deutlich, Italien werde keine Asylbewerber zurücknehmen. Und nun, so berichtet der „Guardian“in London, ist mit Roberto Saviano auch der erste prominente Kritiker solch ausländerfeindlicher und asozialer Politik dran.
Salvini will, dass die Notwendigkeit des Polizeischutzes für Roberto Saviano überprüft wird. In einem Interview am Donnerstag sagte Salvini, es sei an der Zeit, die Ausgaben der Polizeieskorte zu überprüfen – um zu bewerten, wie „die Italiener ihr Geld ausgeben“. Auch „die Schwere der Bedrohung gegen ihn“müsse geklärt werden. Außerdem verbringe Saviano sehr viel Zeit im Ausland. Allerdings übernehmen – etwa bei Besuchen in Deutschland – ohnehin regionale Polizeieinheiten den größten Teil des Schutzes.
„Statt gegen die Mafia vorzugehen, droht Innenminister Matteo Salvini denen, die von ihr erzählen, sie zum Schweigen zu bringen“, erklärte Saviano am Donnerstag auf Twitter und Facebook. Salvini sei der „Minister der Unterwelt“, der mit Lügen und Drohungen Propaganda mache.
Dass der Innenminister sich nun gegen ihn richte, sei ein Kampf, den er nicht führen wolle. Denn er werde nur als Instrument benutzt, um „die Rechtsstaatlichkeit zu zerstören“. „Ich suche nicht das Martyrium: Vergiss es!“, antwortete Saviano im „Guardian“auf die Aussagen des Politikers. „Aber ich habe auch keine Angst vor Salvini ... er ist ein Trottel.“Eine Reaktion des Ministers gab es darauf noch nicht.
Im Prinzip nimmt der neue Innenminister jedoch in Kauf, dass Roberto Saviano Freiwild wird für die Mafia, sobald der Polizeischutz wegfällt.