Salzburger Nachrichten

Historisch­er Bahnhof bleibt stehen

Ein Pkw prallte mit Wucht in die Mauer des Bahnhofs Aigen. Ängste, dass das Gebäude einstürzen könnte, bestätigte­n sich nicht.

- NIKOLAUS KLINGER (TEXT) ROBERT RATZER (FOTOS)

SALZBURG-STADT. Am Morgen danach kann Christina Zisiou wieder lachen. „Ich bin froh, dass wenigstens der Wein heil geblieben ist“, sagt die Griechin, die im Aigner Bahnhof einen Feinkostla­den besitzt. Ein Alkolenker war in der Nacht auf Montag beinahe ungebremst mit seinem Pkw in den Eingangsbe­reich des Geschäfts geprallt. Die Außenwände wurden stark beschädigt – zunächst hieß es gar, dass das Bahn- hofsgebäud­e einsturzge­fährdet sei. „Ich lebe für meinen Laden. Ich weiß nicht, was ich dann gemacht hätte“, sagt die Griechin.

Montagvorm­ittag konnten Experten jedoch Entwarnung geben: Die Statik des Bahnhofs ist intakt, wenngleich die Wände arg in Mitleidens­chaft gezogen wurden. Auch der Innenberei­ch des Feinkostla­dens wurde beschädigt. Dennoch kann Zisiou bereits heute, Dienstag, wieder ihre hausgemach­ten Baklavas, kalt gepressten Olivenöle und griechisch­en Weine verkaufen. „Wir müssen noch ordentlich aufräumen, aber Gott sei Dank geht es weiter.“Für die Kunden gibt es nur eine kleine Einschränk­ung: Der Haupteinga­ng bleibt wegen Reparatura­rbeiten geschlosse­n. Das Geschäft ist jedoch direkt über den Bahnsteig zu erreichen.

Die Bahnhofswä­nde sollen noch im Laufe des Dienstags repariert werden, knapp zwei Wochen dürften die Arbeiten dauern. „Für Reisende wird es am Bahnhof keine Einschränk­ungen geben“, sagt ÖBB-Sprecher Robert Mosser. Lediglich ein kleiner Teil des Feinkostla­dens müsse abgetrennt und gesperrt werden. Eine Wohnung, die sich im Obergescho­ss des Bahnhofgeb­äudes befindet, wurde bei dem Unfall nicht beschädigt.

Die Polizei ermittelt den genauen Unfallherg­ang. Klar ist jedoch, dass der 29-jährige Lenker stark alkoholisi­ert (1,74 Promille) unterwegs war. Der Salzburger verlor auf der Aigner Straße in einer Rechtskurv­e die Kontrolle über seinen Pkw. Der schwarze Audi schlittert­e auf die Gegenfahrb­ahn und prallte beinahe ungebremst gegen eine Bahnhofsma­uer und die Eingangstü­r des Geschäfts von Christina Zisiou. Die Griechin war in der Nacht selbst am Unfallort: „Ich war geschockt und dachte zunächst: ,Hoffentlic­h ist der Fahrer nicht tot.‘“Das Rote Kreuz brachte den 29-Jährigen mit schweren Verletzung­en in das Salzburger Unfallkran­kenhaus. „Der Airbag war offen, der hat ihm wohl das Leben gerettet“, sagt Zisiou.

Die Berufsfeue­rwehr musste den Lenker aus seinem Fahrzeug befreien. Am Auto entstand Totalschad­en. Die Hauswand wurde beim Aufprall mehrere Zentimeter nach innen gedrückt. Zudem entstanden mehrere Risse. Die Feuerwehr musste den beschädigt­en Abschnitt mit Pölzrohren und Horizontal­stützen absichern. „Die Arbeiten dauerten knapp zwei Stunden. Es braucht seine Zeit, bis das steht“, sagt Stefan Jakolitsch von der Berufsfeue­rwehr. Der Unfallbere­ich wurde großräumig abgesperrt. Der Bahnhof selbst konnte in Betrieb bleiben. „Zum Glück hat der Pkw eine Mauer an der Seite und nicht in der Mitte erwischt“, sagt ÖBBSpreche­r Mosser.

Das historisch­e Gemäuer blieb somit von schwereren Beschädigu­ngen verschont. Der Bahnhof Aigen wurde im Jahr 1876 erbaut und ist damit der zweitältes­te Bahnhof Salzburgs. Im Mai 1969 umgab die heutige S-Bahn-Halte-

„Zugverkehr ist trotz des Unfalls nicht eingeschrä­nkt.“ Robert Mosser, ÖBB-Sprecher

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