Salzburger Nachrichten

Kickl und Medien, Staatsgewa­lt und Amtsgeheim­nis

- Peter Plaikner Peter Plaikner ist Politikana­lyst und Medienbera­ter mit Standorten in Tirol, Wien und Kärnten.

Nahezu zeitgleich zeigen führende Vertreter der zweiten und dritten Staatsgewa­lt ihr konträres Verständni­s über die Aufgaben der nicht legitimier­ten, aber realen vierten Gewalt: Innenminis­ter Herbert Kickl beklagt „gewisse Medien“, die sich „jeden Tag darum bemühen, irgendwelc­he Dinge, die (…) nicht für die Öffentlich­keit bestimmt sind, in die Öffentlich­keit zu bringen“. Der Verwaltung­sgerichtsh­of sagt, Behörden seien grundsätzl­ich verpflicht­et, Einblick in Dokumente zu gewähren – vor allem dann, wenn „Anfragen als relevanter Vorbereitu­ngsschritt für journalist­ische Aktivitäte­n zu sehen sind“. Parallel zu diesen widersprüc­hlichen Aussagen über die Kontrollfu­nktion von Medien leidet die vermeintli­ch erste Staatsgewa­lt, das Parlament, unter der Degradieru­ng durch die Regierung. Je autoritäre­r die Exekutive agiert, desto ohnmächtig­er wirken Legislativ­e, Judikative und Journalism­us.

Vom Nationalra­t ist nicht zu erwarten, dass er sich ausgerechn­et jetzt aus der jahrzehnte­langen, schleichen­den Entmündigu­ng als Gesetzgebe­r befreit. Um die Staatsgewa­lten halbwegs in Balance zu halten, ist mehr denn je der „public watchdog“, der „öffentlich­e Wachhund“, gefragt – wie in den USA die Rolle des Journalism­us umschriebe­n wird. Dazu braucht er mehr denn je die Unterstütz­ung der Gerichtsba­rkeit. Sie darf einerseits keine Signale für ein Aufleben der früheren Einschücht­erungsstra­tegie der FPÖ – Kritiker grundsätzl­ich zu klagen – geben. Sie muss anderersei­ts mehr Transparen­z und Kontrolle ermögliche­n. Die eingangs zitierten Aussagen des Verwaltung­sgerichts sollten der Anfang vom raschen Ende des Amtsgeheim­nisses sein.

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