Das letzte Lichtlein ist erloschen
Österreich und Olympia – zwei Dinge, die nicht (mehr) zusammenfinden.
Es ist kurios und doch ein gesellschaftspolitisches Faktum: Eines der größten, traditionsreichsten, wirtschaftlich und vor allem sportlich erfolgreichsten Wintersportländer der Welt sieht sich nicht (mehr) in der Lage, Olympische Winterspiele auszurichten. Nach den Abstimmungsniederlagen von Salzburg und dem Nein der Bevölkerung in Tirol im letzten Oktober ging nun auch das olympische Lichtlein in Graz aus.
Mehr als ein Lichtlein war diese Bewerbung leider nie, zumal selbst die politischen Betreiber die Größe und den Umfang der Spiele keineswegs erkannt haben. Die viel belächelte Aussage des Grazer Bürgermeisters Siegfried Nagl, wonach die „Olympischen Spiele ja auch nicht größer als die Paralympics“seien, die 2017 zu Gast waren, wird das Einzige sein, woran man sich später noch erinnert. Dennoch: Viele Kandidaten haben sich in den letzten Monaten selbst aus dem Spiel genommen (Sion, Stockholm), sind sicherheitspolitisch nicht vertretbar (Erzurum/Türkei) oder wie Sapporo (wegen dreier Spiele 2018 bis 2022 in Asien) chancenlos. Am Ende wäre es auf das Duell Calgary gegen Graz hinausgelaufen, so nah war seit 1976 selten ein heimischer Kandidat an Olympia dran. Dass man sich mit diesem Rückenwind und der Garantiesumme von 945 Mill. US-Dollar durch das IOC zu keinem Ja durchringen konnte, lässt nur einen Schluss zu: Man wollte gut dastehen, aber eigentlich kein Olympia.
Dass sich das ÖOC für dieses Schmierentheater nicht hergibt, ist verständlich. Die öffentlich ausgeteilte „Watschn“ist heftig und blamabel für die steirischen Provinzakteure – aber verdient und nachvollziehbar.