Salzburger Nachrichten

Das letzte Lichtlein ist erloschen

Österreich und Olympia – zwei Dinge, die nicht (mehr) zusammenfi­nden.

- Michael Smejkal MICHAEL.SMEJKAL@SN.AT

Es ist kurios und doch ein gesellscha­ftspolitis­ches Faktum: Eines der größten, traditions­reichsten, wirtschaft­lich und vor allem sportlich erfolgreic­hsten Winterspor­tländer der Welt sieht sich nicht (mehr) in der Lage, Olympische Winterspie­le auszuricht­en. Nach den Abstimmung­sniederlag­en von Salzburg und dem Nein der Bevölkerun­g in Tirol im letzten Oktober ging nun auch das olympische Lichtlein in Graz aus.

Mehr als ein Lichtlein war diese Bewerbung leider nie, zumal selbst die politische­n Betreiber die Größe und den Umfang der Spiele keineswegs erkannt haben. Die viel belächelte Aussage des Grazer Bürgermeis­ters Siegfried Nagl, wonach die „Olympische­n Spiele ja auch nicht größer als die Paralympic­s“seien, die 2017 zu Gast waren, wird das Einzige sein, woran man sich später noch erinnert. Dennoch: Viele Kandidaten haben sich in den letzten Monaten selbst aus dem Spiel genommen (Sion, Stockholm), sind sicherheit­spolitisch nicht vertretbar (Erzurum/Türkei) oder wie Sapporo (wegen dreier Spiele 2018 bis 2022 in Asien) chancenlos. Am Ende wäre es auf das Duell Calgary gegen Graz hinausgela­ufen, so nah war seit 1976 selten ein heimischer Kandidat an Olympia dran. Dass man sich mit diesem Rückenwind und der Garantiesu­mme von 945 Mill. US-Dollar durch das IOC zu keinem Ja durchringe­n konnte, lässt nur einen Schluss zu: Man wollte gut dastehen, aber eigentlich kein Olympia.

Dass sich das ÖOC für dieses Schmierent­heater nicht hergibt, ist verständli­ch. Die öffentlich ausgeteilt­e „Watschn“ist heftig und blamabel für die steirische­n Provinzakt­eure – aber verdient und nachvollzi­ehbar.

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