Volle Kraft voraus, aber oft ohne Ziel
Nur die Hälfte der Arbeitnehmer kennt die beruflichen Ziele wirklich. Vorgaben und Ziele sind jedoch Voraussetzung, dass man in der Arbeit auch zufrieden ist.
Ich habe zwar keine Ahnung, wo ich hinfahre, dafür bin ich früher dort“, sang einst Helmut Qualtinger in dem Lied „Der Wüde mit seiner Maschin’“. Dieses österreichische Lebensmotto dürfte auch in der Arbeitswelt nach wie vor aktuell sein. Denn einfach draufloszuarbeiten, ohne zu wissen, wohin die Reise geht, ist noch weitverbreitet, zeigt eine Studie. Die Arbeitnehmer stellen der Infopolitik in ihrem Unternehmen damit ein schlechtes Zeugnis aus. Nur die Hälfte der Umfrageteilnehmer kennt ihre beruflichen Ziele wirklich. Bei Führungskräften liegt dieser Wert höher.
22 Prozent der Arbeitnehmer geben an, konkrete Vorgaben zu bekommen, 30 Prozent orientieren sich „im Wesentlichen“an einem groben Jahresziel. Jeder Zehnte kann sich aus der Firmenstrategie einen Reim auf seine Ziele machen. Und 38 Prozent arbeiten eigenen Angaben zufolge „einfach drauflos“.
Führungskräfte hingegen können sich häufiger an Vorgaben orientieren als Arbeitnehmer. Jeder dritte Umfrageteilnehmer (36 Prozent) gibt an, konkrete Ziele von der Unternehmensleitung zu bekommen. 21 Prozent haben ein grobes Jahresziel, das die Leistungserwartungen definiert. Aus der Firmenstrategie leiten sich 14 Prozent ihre Ziele selbst ab. 29 Prozent der Unternehmensvertreter geben an, diese gar nicht zu kennen.
Doch Ziele sind für Arbeitnehmer und Führungskräfte gleichermaßen wichtig. Nur wer weiß, welche Rolle er in einem Unternehmen spielt und welcher Output erwartet wird, kann sich auch mit einer Organisation und einer Arbeitgebermarke identifizieren. Jedoch: Allein Ziele zu vereinbaren kann das aber noch nicht leisten. Voraussetzung dafür sind klare Rollenbeschreibungen und eine transparente Kommunikation über Arbeitsfortschritte und Unternehmensabläufe. Diese helfen Mitarbeitern, ihre Rolle in der Organisation auch wahrzunehmen.
Das ist auch deshalb wichtig, weil glückliche Mitarbeiter gut fürs Unternehmen sind. Studien zeigen, dass die Zufriedenheit im Job positive Effekte auf die Produktivität und Leistungsbereitschaft hat. Die Arbeitgeber-Bewertungsplattform kununu hat aktuell analysiert, in welchen Bundesländern Österreichs die Mitarbeiter am glücklichsten sind. Ergebnis: Vorarlberg liegt vor Tirol und der Steiermark, die Bundeshauptstadt hat hingegen Nachholbedarf.
Happiness-Score
Aktuelle und ehemalige Mitarbeiter, Bewerber und Lehrlinge bewerten auf kununu.com Unternehmen unter anderem in den Kategorien Arbeitsbedingungen, Karrierechancen und Gehalt. Die Skala reicht dabei von 1 (sehr unzufrieden) bis 5 (sehr zufrieden). Der kununu-HappinessScore, der als Grundlage für den österreichweiten Vergleich herangezogen wurde, setzt sich dabei aus den wichtigsten Zufriedenheitsfaktoren am Arbeitsplatz zusammen: Kollegenzusammenhalt, Vorgesetztenverhalten, interessante Aufgaben und Arbeitsatmosphäre. Für den Happiness-Index hat kununu fast 20.000 Bewertungen, die innerhalb der letzten zwölf Monate zu österreichischen Arbeitgebern abgegeben wurden, ausgewertet.
West-Ost-Gefälle
Insgesamt zeigen die Daten, dass österreichische Arbeitnehmer mit dem Zeitverlauf zufriedener werden. Der kununu-Happiness-Score stieg im Vergleich zum Vorjahr marginal von 3,67 auf 3,69. Damit liegt der österreichische Wert über jenem von Deutschland (3,63) und der Schweiz (3,65). „Unsere Daten zeigen aber recht deutliche regionale Differenzen.
Westösterreicher sind am zufriedensten in ihren Jobs, während Mitarbeiter in Wien und dem Burgenland weniger glücklich sind“, sagt Johannes Prüller, Director Global Communications bei kununu. „Zudem hat sich der Abstand zwischen den zufriedensten und den unzufriedensten Bundesländern im Vergleich zum Vorjahreszeitraum vergrößert.“
Vorarlberg setzt sich mit einem Happiness-Score von 3,89 Punkten an die Spitze. Das Bundesland zählt zu den stärksten Wirtschaftsregionen des Landes. Basis dieser überaus hohen Wirtschaftskraft sind die überdurchschnittlich hohe Industrialisierung, wettbewerbsfähiges Gewerbe sowie die zahlreichen innovativen Handwerksbetriebe. Auf dem zweiten Platz landet Tirol mit 3,83 Punkten, gefolgt von der Steiermark (3,80) und Oberösterreich (3,78) auf Platz 4. Salzburg rangiert mit einem Wert von 3,67 genau in der Mitte des Rankings. Am Tabellenende liegt neben Kärnten (3,61) auch die Hauptstadt Wien (3,60). Abgeschlagenes Schlusslicht ist das Burgenland (3,42).