Plädoyer für ein Bau-Moratorium
In der Stadt wächst das Misstrauen gegenüber Bauprojekten. Das darf niemanden wundern nach den Erfahrungen in der Riedenburg. Es ist Zeit für eine Nachdenkpause.
Es ist nicht mehr die Angelegenheit eines einzigen Stadtteils allein: Die Wohnsiedlung auf dem Kasernenareal in der Riedenburg lässt kaum jemanden in der Landeshauptstadt kalt. Es herrscht Verwunderung bis Empörung darüber, wie es jetzt dort ausschaut. Nicht nur den zuständigen Planungsstadtrat Johann Padutsch (BL) hat es beim Anblick der bunten Würfel „gerissen“.
Zu hoch, zu dicht, zu hässlich: So lautet die Kritik – an der Verbauung in der Riedenburg ebenso wie an früheren Projekten.
Es ist also kein Wunder, dass Bürger weiteren Großprojekten mit Argwohn gegenüberstehen. In Gneis hat sich Widerstand gegen den Neubau von 250 bis 280 Wohnungen an der Berchtesgadner Straße formiert. Mit Protesten ist auch an der Moosstraße zu rechnen.
Dort sollen, wie diese Woche bekannt wurde, Teile der Lanserhofsiedlung durch Neubauten ersetzt werden und zusätzlich 183 neue Mietwohnungen gebaut werden. Wobei im Masterplan für ein Objekt zunächst sogar an einen zehngeschoßigen Turm gedacht war. Was Stadtrat Padutsch „entspannt“sieht, wie er sagte, weil höher gebaut werden müsse, wenn dies fachlich vertretbar sei.
Über allem steht bei den strittigen Projekten nämlich das Dogma der Verdichtung. Die Wohnungsnot sei groß, die zur Verfügung stehende Fläche gering, das Grünland unantastbar. Also müsse man so dicht und so hoch wie möglich bauen. Dieser Glaubenssatz scheint in Beton gegossen und wird selbst von ansonsten kritischen Zeitgenossen nachgebetet.
Hinterfragen wir ihn dennoch. Gibt es die Wohnungsnot in der Form, in der sie gemeinhin dargestellt wird?
Im Jahrzehnt zwischen 2008 und 2017 entstanden laut Landesstatistik in der Stadt im Schnitt jedes Jahr 700 Wohnungen. Die Bevölkerung wuchs in demselben Zeitraum aber nur um durchschnittlich 550 Menschen pro Jahr. Und da ist die Flüchtlingswelle der Jahre 2015 und 2016 schon eingerechnet.
Das heißt: Würde in jeder neu verfügbaren Wohnung nur ein einziger Mensch wohnen, hätte Salzburg einen Überschuss von 150 Wohnungen pro Jahr.
Gleichzeitig waren beim städtischen Wohnungsamt aber stets mehr als 3000 Menschen