Salzburger Nachrichten

Bergrettun­g rückt doppelt so oft aus

Im vergangene­n Jahrzehnt hat die Arbeit für Salzburgs Bergrettun­g enorm zugenommen. So auch an diesem Wochenende.

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SALZBURG, BERCHTESGA­DEN.

Eine Woche lang war der 47-jährige Einheimisc­he umhergeirr­t, dann wurde er gefunden – durchnässt, unterkühlt und bereits verwirrt. Zwei Mountainbi­ker fanden den Mann am Samstagvor­mittag auf der Forststraß­e zwischen der Röthelbach­klause und Baumgarten bei Schneizlre­uth.

Der Ortsansäss­ige gab an, dass er bereits am vergangene­n Sonntag zur 90-Jahr-Feier am Predigtstu­hl und seitdem fast eine Woche lang mit nur leichter Bekleidung und ohne Essen im Lattengebi­rge unterwegs gewesen sei. Die alarmierte Reichenhal­ler Bergwacht und eine Rettungswa­genbesatzu­ng des Roten Kreuzes versorgten den ausgekühlt­en und erschöpfte­n Mann und brachten ihn dann in die Kreisklini­k Bad Reichenhal­l. Der Mann war bereits seit einigen Tagen als vermisst gemeldet.

Gegen 13.30 Uhr ging am Samstag ein Notruf vom Grünsteinh­aus ein, wo ein 53-jähriger Mann einen Herzinfark­t erlitten hatte. Die Bergwacht Berchtesga­den und der Landrettun­gsdienst des Roten Kreuzes fuhren bis zur Hütte, versorgten den Mann notärztlic­h und brachten den Mann ins Tal. Und gegen 23.45 Uhr stürzte ein 40-Jähriger nahe der Steineralm. Die Bergwacht Teisendorf-Anger kümmerte sich zusammen mit weiteren Wanderern um die Erstversor­gung.

Dieses Wochenende brachte einen wahren Einsatzmar­athon für die Bergrettun­gen nicht nur im nahen Bayern, sondern auch in Salzburg: Insgesamt etwa ein Dutzend Mal wurden die Ehrenamtli­chen seit Freitag alarmiert.

So etwa am Freitag bei Kaprun: Ein 39-jähriger Deutscher war bei einem Absturz schwer verletzt worden – zunächst konnte wegen Schlechtwe­tters auch kein Hubschraub­er abheben. Deshalb stiegen acht Kapruner Bergretter samt Notarzt zum Abgestürzt­en auf, am Ende konnte „Alpin Heli 6“das Opfer in das Spital nach Zell am See bringen.

Zwei (eher leichte) Einsätze gab es auf Wanderwege­n im Flachgau, einen weiteren Alpinunfal­l bei Fusch. In Saalbach mussten zwei gestürzte Mountainbi­ker geborgen werden, ein Alpinist war vom Kletterste­ig Kitzlochkl­amm bei Taxenbach zu bergen. Hinzu kamen ein Sucheinsat­z bei Filzmoos und mehrere Bergungsak­tionen.

Dieses Wochenende mag besonders intensiv gewesen sein, doch es bestätigt auch einen allgemeine­n Trend – das bestätigt Maria Riedler, Sprecherin der Salzburger Bergrettun­g. Ihren Aufzeichnu­ngen nach hat es 2017 etwa 640 Einsätze gegeben; ein Jahrzehnt zuvor seien es gut 300 gewesen. Noch nicht einberechn­et sei hier die zusätzlich­e, „enorme“Zunahme von Einsätzen von Rettungshu­bschrauber­n.

Ein wesentlich­er Grund dafür sei die regelrecht­e Explosion von Trendsport­arten, wie dem Kletterste­iggehen oder Mountainbi­ken. „Weniger stark ist das Unfallgesc­hehen beim Canyoning, stark steigend dafür beim Paragleite­n“, sagt Riedler. Hinzu kämen risikoreic­he Aktivitäte­n wie das Downhill-Fahren. „Es hat einen so starken Bergsportb­oom gegeben, dass eigentlich erstaunlic­h wenig passiert – in Anbetracht der Massen von Menschen, die heute in den Bergen unterwegs sind.“Zwar habe die

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Bergrettun­gseinsatz am Freitag bei Kaprun – per Hubschraub­er wird das

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