„Sweet Country“: Keine Chance auf Gerechtigkeit
Ein australischer Western untersucht Mechanismen des Rassismus.
Australien in den 1920er-Jahren: Sam Kelly (Hamilton Morris), ein Aborigine-Mann, arbeitet mit seiner Frau Lizzie auf der Farm des Predigers Fred Smith (Sam Neill).
Der Prediger behandelt Sam wie einen Menschen, was alles andere als selbstverständlich ist in dieser verkehrten Welt, in der die weißen Eindringlinge sich als überlegen betrachten gegenüber jenen, die seit Jahrtausenden hier leben. Als der neue Bahnhofsvorsteher Harry Marsh vor der Tür steht, um Fred um Arbeitskräfte für die Renovierung eines Vorpostens zu bitten, ist es Sam, der sich bereit erklärt, mit Lizzie dem Mann zu helfen.
Dann passiert eine Eskalation in mehreren Stufen: Der Kriegsveteran und Rassist Marsh vergewaltigt Lizzie. Im Kampf erschießt Sam den anderen in Notwehr. Und weil er weiß, dass er als Aborigine in diesem weißen Australien kaum Chance auf Gerechtigkeit hat, flüchtet er mit Lizzie in die Wüste – verfolgt von einer Meute weißer Männer.
Der Film „Sweet Country“nimmt ein Westernsujet auf: Hier die Indigenen, dort die Siedler, von denen manche aggressiv sind, andere versuchen, menschlich zu sein. Regisseur Warwick Thornton, der wie seine Drehbuchautoren selbst Aborigine ist (und auch die Kamera übernommen hat), dreht das Motiv aber weiter: Er verweigert sich jeder Sentimentalität, sondern erzählt sehr genau von einer Ungerechtigkeit, die fast unausweichlich ist.
In Venedig wurde „Sweet Country“mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet. Film: