Salzburger Nachrichten

„Sweet Country“: Keine Chance auf Gerechtigk­eit

Ein australisc­her Western untersucht Mechanisme­n des Rassismus.

- Lena Sweet Country. Western, Australien 2017. Regie: Warwick Thornton. Mit Hamilton Morris u. a. Start: 13. 7.

Australien in den 1920er-Jahren: Sam Kelly (Hamilton Morris), ein Aborigine-Mann, arbeitet mit seiner Frau Lizzie auf der Farm des Predigers Fred Smith (Sam Neill).

Der Prediger behandelt Sam wie einen Menschen, was alles andere als selbstvers­tändlich ist in dieser verkehrten Welt, in der die weißen Eindringli­nge sich als überlegen betrachten gegenüber jenen, die seit Jahrtausen­den hier leben. Als der neue Bahnhofsvo­rsteher Harry Marsh vor der Tür steht, um Fred um Arbeitskrä­fte für die Renovierun­g eines Vorpostens zu bitten, ist es Sam, der sich bereit erklärt, mit Lizzie dem Mann zu helfen.

Dann passiert eine Eskalation in mehreren Stufen: Der Kriegsvete­ran und Rassist Marsh vergewalti­gt Lizzie. Im Kampf erschießt Sam den anderen in Notwehr. Und weil er weiß, dass er als Aborigine in diesem weißen Australien kaum Chance auf Gerechtigk­eit hat, flüchtet er mit Lizzie in die Wüste – verfolgt von einer Meute weißer Männer.

Der Film „Sweet Country“nimmt ein Westernsuj­et auf: Hier die Indigenen, dort die Siedler, von denen manche aggressiv sind, andere versuchen, menschlich zu sein. Regisseur Warwick Thornton, der wie seine Drehbuchau­toren selbst Aborigine ist (und auch die Kamera übernommen hat), dreht das Motiv aber weiter: Er verweigert sich jeder Sentimenta­lität, sondern erzählt sehr genau von einer Ungerechti­gkeit, die fast unausweich­lich ist.

In Venedig wurde „Sweet Country“mit dem Spezialpre­is der Jury ausgezeich­net. Film:

 ?? BILD: SN/THIMFILM ?? Hamilton Morris und Nastassia Gorey-Furber.
BILD: SN/THIMFILM Hamilton Morris und Nastassia Gorey-Furber.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria