Pernsteiner hat nur noch eine Chance
Hohes Tempo prägte die sechste Etappe der Österreich-Rundfahrt – ohne Auswirkungen. Die Entscheidung fällt damit auf dem Sonntagberg.
Der Wunsch des Rundfahrtsdirektors geht nun doch in Erfüllung: Franz Steinberger hatte vor der 70. Schleife durch Österreich gemeint, dass die Entscheidung erst am vorletzten Tag auf der schwierigen Etappe auf den Sonntagberg fallen werde. Er sollte recht behalten, denn weder auf dem Kitzbüheler Horn noch auf dem Glockner war ein Team stark genug, um für den großen Umsturz zu sorgen. So heißt es am heutigen Freitag für den Lokalmatador Hermann Pernsteiner alles oder nichts. „Es war für mich ein Vorteil, dass wir heute durch mein Trainingsgebiet gefahren sind. Ich kannte alle Schwierigkeiten und konnte Kraft für die schwere Sonntagberg-Etappe sparen. Für Freitag heißt es: All in!“
Die vorletzte Etappe, die in Waidhofen/Ybbs gestartet wird, hat es in der Tat in sich: 3169 Höhenmeter warten auf nur 129 Kilometern auf die Fahrer. Gerade der 3,6 Kilometer lange und bis zu 14 Prozent steile Anstieg zur Basilika Sonntagberg hat es in sich, der muss erst vier Mal auf der Runde und dann zum Abschluss in das Ziel auf dem Sonntagberg absolviert werden.
Auch wenn die gestrige sechste Etappe keine Veränderung im Gesamtklassement gebracht hat, so war es doch ein ereignisreicher Tag: Der kasachische Meister Alexej Luzenko und Auftakt-Etappensieger Matej Mohoric aus Slowenien hatten sich bereits 100 Kilometer vor dem Ziel in der ersten Bergwertung am Schanzsattel aus einer größeren Ausreißergruppe abgesetzt. Das hochkarätige Duo behauptete sich danach auf dem welligen Terrain durch das Joglland bis ins Ziel an der Spitze. Im Bergaufsprint hatte schließlich der kasachische Meister die schnelleren Beine. „Ich bin sehr glücklich über meinen ersten Sieg im Meistertrikot. Es war sehr hart den ganzen Tag an der Spitze mit Mohoric“, meinte der im Gesamtklassement keine Rolle spielende Luzenko. Schon die erste Stunde, die noch über flacheres Terrain geführt hat, absolvierten die Profis mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 51 km/h.
Pernsteiner aus der BahrainMannschaft fehlen nach wie vor nur 18 Sekunden auf Hermans, der gemeinsam mit ihm im Hauptfeld das Ziel erreicht hat. Angriffe auf den Spitzenreiter gab es im Laufe der 177-km-Etappe überraschenderweise keine. Pernsteiner war zufrieden: „Ich habe ein paar Körner sparen können, die ich hoffentlich morgen reinwerfen kann.“Seine Chance sieht auch noch Riccardo Zoidl intakt. Der Rundfahrtsieger von 2013 machte als Etappen-Achter zwei Sekunden gut und liegt insgesamt nach wie vor Siebter 1:12 Minuten hinter Hermans. „Das war ein mental sehr harter und langer Tag. Ich hoffe, dass ich am Sonntagberg einmal ganz oben stehen kann. Morgen gibt es nur hopp oder dropp“, sagte der Felbermayr-Profi aus Oberösterreich, der mit seiner Form zufrieden ist. „Es wird von Tag zu Tag besser.“