Wir sind die Helden der Identität
Anonym ist immer gut. Da kann einem keiner was. Zum Beispiel im Internet. Da nennt sich jemand sagen wir wurschtl007, captainuniverse oder StraßenfegerGTI und schon kann’s losgehen. Reinhauen, g’scheiteln, blödeln, alles drin, alles dran und niemand weiß, wer’s war, weil: anonym.
Wir Journalisten sind da die armen Schweine. Über oder unter unseren Geschichten steht der Name, und zwar der echte, gnadenlos. Man kann uns anrufen, anmailen, sich beschweren oder uns auch, Gotte bewahre!, loben. Abgesehen von uns letzten Helden der Identität ist Anonymität auf dem Vormarsch.
Zum Beispiel bei Anzeigen, also beim Jemanden-Reinreiten. So gelangte kürzlich beim Stammtisch eine Anzeige ein, in der der letzte aufrechte Rest der namenlosen Biertrinker darüber Beschwerde führt, dass ein noch tadellos brauchbarer Braukessel nach Saudi-Arabien verschenkt worden sei, obwohl die dort, die Araber nämlich, gar keinen Alkohol trinken, was eine Wertminderung des heimischen Braukessels zur Folge habe, die den Steuerzahler schädige, heimisches Brauchtum missachte und den Außengrenzschutz verletze, weil es sich um eine illegale Emigration handle. Der Stammtisch, so die Anzeige, möge tätig werden. Wir bleiben dran. Versprochen.