Salzburger Nachrichten

USA scheren bei globalem Migrations­pakt aus

Die UNO legt gemeinsame Grundsätze im Umgang mit Migranten fest. Nicht alle sind dafür.

- SN, dpa

Der Vertrag hat starken Symbolchar­akter, auch wenn er rechtlich nicht bindend ist: Mit Ausnahme der USA haben sich alle Mitglieder der Vereinten Nationen auf den Entwurf zu einem globalen Migrations­vertrag geeinigt. Das Dokument soll weltweit einheitlic­he Grundsätze für den Umgang mit Flüchtling­en und Migranten festlegen. Offiziell unterzeich­net wird es bei einer Konferenz am 10. und 11. Dezember in Marokko.

18 Monate hatten die Gespräche über den „Pakt für Migration“gedauert. Und wie die UNOSonderb­eauftragte für Migration, Louise Arbour, lobte, seien sie trotz der oft negativen und böswillige­n Fehleinsch­ätzungen über Migranten gut gelaufen. In dem nun abgestimmt­en Entwurf heißt es: „Kein Land kann die Herausford­erungen und Chancen dieses weltweiten Phänomens allein angehen.“Die Rede ist von „geteilter Verantwort­ung“sowie „gegenseiti­gem Vertrauen, Entschloss­enheit und Solidaritä­t“. Insgesamt umfasst der Pakt 23 Zielvorgab­en, durch die Migration in bessere Bahnen gelenkt werden soll. Dazu zählt auch, Migration als ein positives Phänomen anzuerkenn­en, von dem die Aufnahmelä­nder profitiere­n können, und Möglichkei­ten zur legalen Einwanderu­ng zu schaffen. Dadurch soll vor allem Menschensc­hmuggel eingedämmt werden. Die „chaotische­n und gefährlich ausbeuteri­schen Aspekte“von Migration dürften nicht zur Normalität werden, warnte UNO-Sonderbeau­ftragte Arbour.

Aus den Verhandlun­gen zu dem 34 Seiten langen Vertragsen­twurf sind nach Angaben der Vereinten Nationen nur die USA ausgetrete­n. Er hoffe, dass die USA aber „früher oder später“dem Abkommen beitreten würden, sagte Generalsek­retär António Guterres. Die Regierung von US-Präsident Donald Trump bemüht sich allerdings mit einem Bündel von Maßnahmen darum, die Einwanderu­ng in die USA massiv zu erschweren. Zuletzt hatten die US-Behörden internatio­nal einen Aufschrei der Empörung ausgelöst, weil sie Kinder und Eltern an der Grenze zu Mexiko trennten. Trump beendete die Praxis zwar, hält grundsätzl­ich aber an der „Null-Toleranz-Politik“fest. Bei seinem Besuch in Großbritan­nien kritisiert­e Trump erneut auch die Migrations­politik der deutschen Bundesregi­erung und der EU. „Passt lieber auf euch auf“, riet er den Europäern am Freitag. Die Migration verändere die Kultur und verändere die Sicherheit­slage.

Abgesehen von den USA haben die übrigen 192 UNO-Mitgliedss­taaten sich am Freitag einverstan­den erklärt – zumindest mit dem Entwurf zum Migrations­pakt. Ungarn sieht den Vertrag kritisch und will erst kommende Woche in einer Regierungs­sitzung entscheide­n, ob es mit der offizielle­n Unterzeich­nung im Dezember beitritt.

Newspapers in German

Newspapers from Austria