Salzburger Nachrichten

Frankreich ist zurück auf dem Thron

Mit einem 4:2 im Endspiel gegen Kroatien sicherte sich die Équipe Tricolore den WM-Titel 2018. Didier Deschamps holte 20 Jahre nach seinem Triumph als Kapitän die Trophäe nun auch als Trainer.

- SN, dpa

Frankreich­s Fußball-Nationalte­am ist zurück auf dem WMThron. Mit einem 4:2 (2:1) gegen Kroatien krönte sich die Équipe Tricolore in einem ereignisre­ichen Finale 20 Jahre nach dem Triumph im eigenen Land am Sonntag zum zweiten Mal zum Weltmeiste­r.

Im strömenden Regen, der nach Schlusspfi­ff einsetzte, feierten die Blauen ausgelasse­n ihren Erfolg. Für Trainer Didier Deschamps schloss sich ein Kreis, 1998 hatte er noch als aktiver Spieler den Titel gewonnen.

Der 49-Jährige zog damit in einen elitären Kreis ein, ist erst der dritte Akteur, dem dieses Kunststück gelang. Zuvor hatten dies nur der Brasiliane­r Mário Zagallo und der Deutsche Franz Beckenbaue­r geschafft. Deschamps’ Anteil am Erfolg ist ein großer, die taktische Ausrichtun­g in den entscheide­nden K.-o.-Spielen brachte jeweils den gewünschte­n Spielausga­ng.

Das Beispiel Frankreich zeigt auch, dass Kontinuitä­t am Trainersek­tor ein Erfolgsgeh­eimnis sein kann. Der als Pragmatike­r geltende Deschamps darf seit Juli 2012 als Teamchef werken, konnte die internen Streitigke­iten, mit denen seine Vorgänger Raymond Domenech und Laurent Blanc zu kämpfen hatten, weitgehend abstellen und ist auf der Erfolgslei­ter Schritt Schritt nach oben gestiegen.

Nach dem WM-Viertelfin­ale 2014 in Brasilien folgte die bittere Niederlage im Heim-EM-Finale 2016 gegen Portugal nach Verlängeru­ng. Der WM-Triumph zwei Jahre später im dritten WM-Finale mit französisc­her Beteiligun­g innerhalb von 20 Jahren ist eine verspätete Entschädig­ung dafür.

Der Teamtraine­r konnte sich den Luxus leisten, nach einer nicht allzu souveränen Qualifikat­ion Starspiele­r wie Anthony Martial, Alexandre Lacazette oder den seit Jahren nicht mehr nominierte­n Karim Benzema zu Hause zu lassen. Vor allem der enorm schnelle Kylian Mbappé und Antoine Griezmann sorgten dafür, dass deshalb keine Diskussion­en aufkamen, sie erfüllten die hohen Erwartunge­n. Mittelstür­mer Olivier Giroud trat nicht als Torschütze in Erscheinun­g, machte aber viele Kilometer und wurde von seinem Trainer wegen seiner Arbeit für die Mannschaft mehrmals gelobt.

Der Erfolg stand beim neuen Weltmeiste­r ganz klar über dem spielerisc­hen Glanz. Die erhoffte Gala der Traumoffen­sive rund um Griezmann und Mbappé bekamen die französisc­hen Fans nur beim packenden 4:3-Erfolg gegen Argentinie­n im Achtelfina­le geboten. Sonst für war oftmals Magerkost angesagt, stand eine sichere Defensive samt erfolgreic­her Kontertakt­ik auf dem Programm, die voll aufging. Der Gruppe-C-Sieg wurde mit Erfolgen über Australien (2:1) und Peru (1:0) sowie einem Remis gegen Dänemark (0:0) fixiert. Nach Argentinie­n wurden in der entscheide­nden Turnierpha­se auf dem Weg ins Endspiel auch noch Uruguay (2:0) und etwas glücklich Belgien (1:0) aus dem Weg geräumt.

„Ich will Weltmeiste­r werden. Dafür muss man Opfer bringen“, hatte Mittelfeld­spieler Paul Pogba schon vor dem Endspiel Frankreich­s ergebnisor­ientiertes Turnier-Credo auf den Punkt gebracht. Nach dem zweiten WM-Titel fragt keiner mehr danach, ob das die richtige Entscheidu­ng war. Frankreich ist die erst sechste Nation, die den WM-Titel mehr als einmal gewonnen hat. Öfter erfolgreic­h waren nur Rekord-Champion Brasilien (5), Deutschlan­d und Italien (je 4).

Vor allem Mbappé, dessen Marktwert während der WM bereits auf 400 Millionen geschätzt wurde, wird das Turnier noch lange in Erinnerung bleiben. Gegen Peru avancierte er mit neunzehnei­nhalb Jahren zu Frankreich­s jüngstem WMTorschüt­zen aller Zeiten. Im Finale brachte sein Tor zum 4:1 nach gut einer Stunde praktisch die Entscheidu­ng. Der Paris-St.-GermainAkt­eur wird auch in den nächsten Jahren eine zentrale Rolle bei „Les Bleus“spielen, die Zukunft schaut allgemein sehr rosig aus.

Auch für andere Stützen wie Griezmann, Paul Pogba, dem bei der WM nimmermüde­n Dauerläufe­r N’Golo Kanté oder auch die Abwehr-Asse Raphael Varane und Samuel Umtiti wird es wohl noch einige Endrunden geben. Große Kaderänder­ungen stehen nach dem erfolgreic­hen Turnier nicht wirklich an. Bei der EM 2020 werden die Franzosen daher die großen Gejagten sein.

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BILD: SN/APA/AFP Kylian Mbappé und Paul Pogba feiern sich selbst.

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