Ein Endspiel mit Misstönen
Eine Schwalbe und ein Elfmeter nach Videobeweis brachten Frankreich im Finale auf die Siegerstraße. Den Kroaten nützte danach auch ein krasser Torhüterfehler nichts mehr.
Frankreichs neue Fußball-Helden haben in einem verrückten Finale die Grande Nation 20 Jahre nach dem Heimtriumph zum zweiten WM-Titel geschossen. Beim 4:2 gegen Kroatien fielen die Tore durch ein Eigentor von Mario Mandžukić (18. Minute), Griezmann per Handelfmeter (38.), Paul Pogba (59.) und Kylian Mbappé (65.). Kroatien konnte seinem Ruf als Comeback-Team nach mehrmaligem Rückstand nicht gerecht werden. Ivan Perišić (28.) erzielte den Ausgleich zum 1:1. Das 2:4 durch Mandžukić (69.) nach einem schweren Patzer von Frankreich-Torwart Hugo Lloris konnte keinen furiosen Schlussspurt mehr auslösen.
Zwei umstrittene Entscheidungen im Finale trübten den Jubel und werden noch lange für Diskussionen sorgen. Bei den beiden ersten Toren der Franzosen hatte der argentinische Schiedsrichter Néstor Pitana seine Hände maßgeblich im Spiel. Und erstmals musste auch in einem WM-Endspiel ein Videobeweis herangezogen werden. Sehr zum Leidwesen der unterlegenen Kroaten, die zumindest vor der Pause das aktivere und optisch klar bessere Team auf dem Platz waren.
Die favorisierten Franzosen hatten vorerst überraschend Mühe, ins Spiel zu kommen. Ein von Griezmann geschickt herausgeholter Freistoß war die erste vielversprechende Offensivaktion der Blauen. Erst in der Superzeitlupe war eindeutig zu sehen, dass der Franzose abhob, bevor Marcelo Brozović ihn am Bein traf. Und Mandžukić wurde zum Pechvogel. Griezmanns Freistoß berührte er mit dem Scheitel minimal, die Flugkurve veränderte sich entscheidend.
In allen K.-o.-Spielen waren die Kroaten in Rückstand geraten – und wieder gelang ihnen der Ausgleich. Perišić drehte sich geschickt um N’Golo Kanté und schoss ein, bevor Pavard zur Rettung herbeieilen konnte.
Die Kontroversen gingen weiter und gipfelten in der ersten Videobeweis-Entscheidung in einem WMFinale. Das Handspiel von Perišić bewertete Referee Néstor Pitana erst nach langem Studium vor dem Bildschirm als strafstoßwürdig. Griezmann ließ sich die Chance nicht nehmen. Kroatiens Teamchef Zlatko Dalic sagte nach dem Spiel: „Ich kommentiere nie Schiedsrichter-Entscheidungen. In einem WMFinale gibst du so einen Elfmeter aber nicht. Es schmälert jedoch in keiner Weise den Sieg der Franzosen. Der Schiedsrichter hat nur entschieden, wie er es gesehen hat.“
Kroatien musste wieder seine Aufholqualitäten zeigen. Ging das noch, nach drei K.-o.-Partien inklusive Verlängerung? Für die Franzosen öffneten sich jetzt Räume – wie gemacht für Mbappé. Als Danijel Subašić einen Schritt zu viel nach links machte, konnte er Pogbas wuchtige Abnahme nicht mehr parieren. Wieder war es Griezmann gewesen, der das Tor entscheidend initiierte. Mbappé durfte wenig später unbedrängt aus etwa 18 Metern abziehen.
4:1, eine klare Angelegenheit und schon die endgültige Entscheidung? Ein fataler Aussetzer von Lloris ließ die Kroaten noch einmal leise hoffen. Beim Versuch, den Ball um Mandžukić zu spielen, ließ der Kroate einfach den Fuß stehen – nur noch 2:4. Der große Endspurt der Kroaten blieb danach ohne Ausbeute. Die blau-weiß-rote Party konnte beginnen.
Weltmeister-Trainer Didier Deschamps sagte in einer ersten Reaktion: „Es ist fabelhaft. Wir haben heute mentale Qualitäten bewiesen. Es ist verdient, wir haben vier Tore geschossen. Ich bin sehr glücklich. Wir haben viel gearbeitet, es gab auch schwierige Momente. Jetzt sind meine Spieler für zumindest vier Jahre an der Spitze der Welt. Ich bin da, um Ziele zu erreichen. Wir sind stolz, Franzosen zu sein. Lang lebe die Republik.“
Jungstar Kylian Mbappé verkündete mit dem WM-Pokal in der Hand: „Jetzt feiern wir, und wir werden den ganzen Sommer feiern.“