Auch für Ausverkauftes gibt es Ticket-Chancen
SN: Mit Festspielredner Philipp Blom setzen die Salzburger Festspiele auf einen glühenden Europäer. Mit Absicht? Lukas Crepaz: Ja sicher. Die europäische Idee war schon bei der Gründung der Festspiele 1920 wichtiges Thema. Die zukünftigen Herausforderungen werden wir nur als geeintes Europa bewältigen können und nicht als einzelner Nationalstaat. Nach dem Ersten Weltkrieg trafen sich hier frühere Feinde. Diese Verständigung durch und über die Kunst hat auch nach 100 Jahren nichts an Gültigkeit verloren. SN: Wer bezahlt die Festspielkarten für die Gäste der hohen Politik? Stadt und Land Salzburg erhalten als Gebäudeeigentümer ein Kontingent an Dienstsitzen. Das sind deutlich weniger als ein Prozent der Tickets. SN: Woher kommt Ihr Budget? Ein Viertel (16,8 Mill. Euro) kommt von der öffentlichen Hand. 30 Prozent sind Sponsorenund sonstige Einnahmen wie die Vermietung der Häuser während des Jahres. Die Salzburger Festspiele erreichen eine hohe Eigenwirtschaftsquote von 75 Prozent. SN: Was ist die Gegenleistung für das Steuergeld? Das Geld der öffentlichen Hand ist eine Investition in unsere Zukunft, in unsere Gesellschaft. Wir leisten einen Beitrag zur Bildung. Wir bringen Inspiration für Hunderttausende Menschen. Weltweit erreichen wir Millionen von Fernsehzuschauern. Mit den Festspielnächten bieten wir wahrscheinlich weltweit das größte Kultur-Public-Viewing – und das kostenlos auf einem der schönsten Plätze Salzburgs. Ganz abgesehen davon: Auch ökonomisch rentieren sich die Festspiele: Die Wirtschaftskammer Salzburg hat erhoben, dass die Festspiele einen positiven Wertschöpfungseffekt von 215 Millionen Euro auf die gesamte Wirtschaft in Österreich haben. Zudem zahlen wir mehr an Steuern und Sozialabgaben an die öffentliche Hand zurück, als wir erhalten. SN: Was sind die größten Brocken bei den Ausgaben? Kulturproduktion ist personalintensiv. Im Sommer arbeiten bis zu 5000 Menschen vor, auf und hinter den Bühnen der 18 Spielstätten. 31 Prozent des Budgets fließen in die Bezahlung der Künstler, 39 Prozent in fixes und saisonales Personal. Das macht zusammen 70 Prozent des Budgets aus. Der Rest ist hauptsächlich Materialaufwand. Dabei ist die Oper die Königsdisziplin, weil sie Hunderte von Mitwirkenden erfordert. Aber vergessen wir nicht, dass die weltweite Reputation der Salzburger Festspiele insbesondere auf Eigenproduktionen beruht. SN: Die Festspiele sind nahezu ausgebucht. Ihr Tipp für kurzfristige Kartensucher? In unserem Kartenbüro am Herbert-von-Karajan-Platz 11 sowie in der Tageskassa in der Hofstallgasse 1 anrufen oder vorbeischauen oder direkt unsere Homepage besuchen. Es gibt immer wieder Situationen, in denen es auch für Ausverkauftes kurzfristig wieder Karten gibt – sowohl in der Oper, im Konzert als auch im Schauspiel. Lukas Crepaz