Salzburger Nachrichten

Ein Bergretter gibt sechs Tipps für mehr Sicherheit

Bergsteige­n ist so beliebt wie nie. Auf der Suche nach Natur und frischer Luft geschehen jedoch auch Unfälle. Viele davon seien vermeidbar, erklärt ein Salzburger Bergretter.

- Roland Schimpke, Bergretter

Der Berg ruft – und fordert immer wieder auch Verletzte. Allein im Land Salzburg rückte die Bergrettun­g im vergangene­n Jahr 610 Mal aus. Das sind im Durchschni­tt 50 Einsätze pro Monat. „Unfälle am Berg betreffen jeden. Ob Profisport­ler oder Anfänger. Das Klischee, dass es nur bei Touristen in Sandalen zu Unfällen kommt, stimmt nicht“, sagt Roland Schimpke, der seit seinem 24. Lebensjahr Bergretter in Salzburg ist. 2016 übernahm der erfahrene Alpinist die Stelle des Bezirkslei­ters im Flachgau. Er gibt sechs Tipps für mehr Sicherheit beim Bergsteige­n:

„Unfälle betreffen jeden. Nicht nur Anfänger.“

1.Die eigene Fitness kennen: Die häufigste Ursache von Unfällen ist laut Schimpke, dass die Verunglück­ten ihre eigene Fitness falsch einschätzt­en. Das passiere erfahrenen Bergsteige­rn genauso wie Anfängern. Er rät jedem, sich die Frage zu stellen, ob die geplante Tour wirklich dem eigenen Können entspricht.

2.Touren bewusst vorbereite­n: Das „Herzstück“einer sicheren Tour ist die richtige Vorbereitu­ng. Und sie ist essenziell, um Unfälle zu vermeiden. Dazu zählt, die passende Ausrüstung mitzunehme­n und sich mit dem Weg vertraut zu machen. „Erhalten wir einen Notruf, können wir nur schnell reagieren, wenn wir die genaue Position der Verunglück­ten wissen.

Doch die wenigsten Leute kennen sich wirklich gut aus und haben sich mit ihrer Lage auseinande­rgesetzt“, sagt Schimpke. In solchen Fällen könne es vorkommen, dass sein Team auf einer anderen Höhe oder sogar auf der falschen Bergseite suche. Da in Notlagen jedoch jede Minute zähle, empfiehlt er, eine App fürs Smartphone herunterzu­laden, die die genauen GPS-Daten zeigt. Er selbst verwende die App Apemap, in welche zusätzlich eine Karte mit Kompass integriert ist.

3.Ausrüstung auf Tour abstimmen: „Wir erleben immer wieder, dass Leute zu viel oder zu wenig dabei haben. Da gibt es beide Extreme.“Bergretter Schimpke rät, Folgendes immer einzupacke­n: warme Bekleidung auch an Sommertage­n, Regenjacke auch bei Sonnensche­in, festes Schuhwerk, Kopfbedeck­ung, Erste-Hilfe-Ausrüstung und ausreichen­d Verpflegun­g. Außerdem empfiehlt er für längere Touren einen Biwaksack. Jeder Bergsteige­r sollte auch eine Notfallaus­rüstung mitführen. Dazu zählen: Pflaster, Druckverba­nd, Rettungsde­cke und bei Bedarf Medikament­e.

4.Aufmerksam sein: Die kleinräumi­gen Wettersitu­ationen in den Bergen führen dazu, „dass Wanderer schnell von Unwettern überrascht werden“, sagt Schimpke. Da helfe nur eines: das Wetter vor und während der Tour beobachten. Das gehe sehr leicht über das Smartphone, aber auch indem Wanderer Wolken und Windrichtu­ng beobachtet­en.

5.Im Notfall richtig handeln: Für den Fall, dass man in einen Unfall gerät oder auf verunglück­te Personen trifft, ist richtiges Handeln überlebens­wichtig. Je genauer der Bergrettun­g die Position des Unfalls (Nummer: 140) mitgeteilt wird, desto schneller ist diese am Einsatzort. „Etwa fünf Minuten nachdem wir alarmiert wurden, ist unser Team auf dem Weg. Im Optimalfal­l kennt der Anrufer die GPS-Daten des Unfalls, dann können wir sofort dorthin ausrücken“, sagt Schimpke.

Gibt es an der Unfallstel­le kein Netz, empfiehlt der Bergretter, das Handy aus- und wieder einzuschal­ten. Statt des PIN-Codes kann man dann 112 eintippen und die Polizei alarmieren. „Das Telefon sucht dann nämlich auch nach Sendemaste­n von anderen Telefonanb­ietern.“

6.Zu Hause noch einmal reflektier­en: War eine Bergtour für einen selbst und alle in der Gruppe rundum zufriedens­tellend – oder doch zu anstrengen­d? Aus der Erfahrung und einer ehrlichen Selbsteins­chätzung lernt man – und vermeidet Fehler für die nächste Tour.

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BILD: SN/ROBERT RATZER Die meisten Unfälle geschehen, wenn Bergsteige­r ihr Können falsch einschätze­n.

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