Vor 55 Jahren: Salzburgs größtes Sportfest
Der österreichische Sport leistet sich in seiner Struktur eine weltweite Einzigartigkeit, die ebenso skurril wie entbehrlich ist: die drei Dachverbände. Hatten sie, durchwegs im Vorfeld der politischen Parteien angesiedelt, nach Ende des Zweiten Weltkriegs durchaus Sinn, so sind sie heute nicht mehr zeitgemäß. Nach wie vor dominieren sie aber die sportpolitischen Gremien und genießen stattliche Förderungen. Getrennt haben sich die drei Dachverbände von ihren Großveranstaltungen, mit denen sie seinerzeit dank enormen finanziellen Aufwands geprotzt hatten. Eine dieser Veranstaltungen war die größte, die jemals in Salzburg durchgeführt wurde – das ASKÖ-Bundessportfest 1963.
Dieses Sportfest ist seines Gigantismus wegen von sporthistorischem Interesse. Vor allem deshalb, weil zahlreiche Wettkämpfe auf Anlagen durchgeführt wurden, die zum Teil längst nicht mehr existieren. Die Organisatoren mussten vor 55 Jahren angesichts von Teilnehmern, Sportarten und Bewerben auch erfinderisch sein: Es hatten sich 9200 Aktive, darunter 1600 aus dem Ausland, versammelt, um in 405 Bewerben in 24 verschiedenen Sportarten anzutreten. Die Fechter etwa kämpften in der Rainerkaserne Glasenbach, die Ringer in der Roittnerturnhalle, die Judoka in der Jahnturnhalle, die Boxer (erstmals) auf der Kunsteisbahn, die Sportkegler im Kongresshaus, die Schwimmer in Hallein, die Wasserballer im Paracelsusbad, die Tischtennisspieler in der Schwarzenbergkaserne. Allein daran sieht man, wie groß für die 800 Mitarbeiter die Transportlogistik gewesen ist, eineinhalb Jahre hatten die Vorarbeiten gedauert, das Gesamtbudget wurde wie ein Staatsgeheimnis gehütet.
Die sportlichen Leistungen waren sehr gut, auch wenn der Schnürlregen den Akteuren zusetzte und das große Schlussfest von Itzling ins Kongresshaus verlegt werden musste. Beispiele aus den Siegerlisten, die nicht weniger als 70.000 Mal gedruckt werden mussten: Im Fechten dominierten die Polen, im Ringen Finnen und Polen, in der Leichtathletik Israelis, im Schwimmen Ungarn. Die Österreicher taten sich schwer. Sie ermittelten auch die sogenannten ASKÖ-Bundesmeister. Von diesen 150 Titeln blieben nur zwölf bei Gastgeber Salzburg. So gab es im Ringen Erfolge für die Halleiner Gebrüder Karl und Robert Reyer, der Geräteturner Gerhard Huber wurde ebenso Erster wie der Gewichtheber Heinrich Lechner.
Übrigens: Ende Mai 2019 ist Salzburg Schauplatz einer ähnlich groß dimensionierten Veranstaltung: Zu den Europäischen Betriebssportspielen kommen 6000 Aktive für 23 Sportarten.