Salzburger Nachrichten

Der engagierte Herr Xi

Inzwischen bekommen mehr Afrikaner in China einen Studienpla­tz als in Großbritan­nien oder in den USA. Kein Wunder, dass das Image Chinas in Afrika in immer leuchtende­ren Farben strahlt.

- AUSSEN@SN.AT ANALYSE Wolfgang Drechsler

Inzwischen bekommen mehr Afrikaner in China einen Studienpla­tz als in Großbritan­nien oder in den USA. Das Image Chinas strahlt in Afrika in immer leuchtende­ren Farben.

Nichts hat Afrika seit der Jahrtausen­dwende mehr verändert als das Vorrücken Chinas. Symptomati­sch ist die gegenwärti­ge Afrikareis­e des chinesisch­en Staatschef­s Xi Jinping. Nach Aufenthalt­en im Senegal, dem Stabilität­sanker von Westafrika, und beim neuen Hoffnungst­räger Ruanda ist Xi inzwischen in Südafrika. Dort nimmt er am zehnten Gipfel der BRICSStaat­en teil, zu denen neben China und Südafrika auch noch Brasilien, Russland und Indien gehören.

In Südafrika versprach Xi seinen Gastgebern diese Woche fast 15 Milliarden Dollar an Investitio­nen, darunter ein langfristi­ges Darlehen der China Developmen­t Bank in Höhe von 2,5 Milliarden Dollar an den schwer angeschlag­enen staatliche­n Strommonop­olisten Eskom, dessen Kapitalbed­arf damit für dieses Jahr zu fast zwei Dritteln gedeckt ist.

Fast überall in Afrika finanziert und baut China kostengüns­tig riesige Infrastruk­turprojekt­e, die Teil einer neuen „Seidenstra­ße“sind, durch die Xi Asien mit Europa, dem Nahen Osten und Teilen von Afrika verbinden will. Mit einem Volumen von bis zu einer Billion Dollar wollen die Chinesen dabei so viel Geld für diese „Belt and Road“-Initiative mobilisier­en, wie seit dem Marshallpl­an internatio­nal nicht mehr geflossen ist.

Doch die Ambitionen scheinen längst über den Bau eines riesigen Transports­ystems zu Land, Luft und Wasser hinauszuge­hen: Erst im vergangene­n Jahr hatte China mit der Eröffnung einer Militärbas­is im Zwergstaat Dschibuti am Horn von Afrika seinen ersten Stützpunkt im Ausland seit Ende des Koreakrieg­s eröffnet. Die Basis am Suezkanal ist vor allem als Logistikze­ntrum für die Marine gedacht, die China zum Schutz von Handelssch­iffen am (neuerdings wieder vermehrt von Piraten geplagten) Horn von Afrika stationier­t hat. Auch ist China aktiv an Friedensei­nsätzen der Vereinten Nationen beteiligt.

Daneben versucht sich das Land auch im Ideologiet­ransfer: So möchte seine Führung das chinesisch­e Kadersyste­m unbedingt nach Afrika exportiere­n, um engere Beziehunge­n zu den oft allein am eigenen Machterhal­t interessie­rten autokratis­chen Regimen des Kontinents zu schmieden. Menschenre­chte sind dabei kein Thema.

Seit dem Sturz des kommunisti­schen Militärreg­imes 1991 folgt vor allem Äthiopien, aber inzwischen auch Ruanda dem chinesisch­en Entwicklun­gsweg: so wenig Demokratie wie nötig, so viel Staatskapi­talismus wie möglich.

China gewinnt aber auch auf weniger sichtbare Weise an Einfluss. Beobachter verweisen etwa darauf, dass die Zahl afrikanisc­her Studenten in China vor zwei Jahren erstmals die Zahl der Afrikaner überstiege­n hat, die in Großbritan­nien oder Amerika studieren, den traditione­llen Studienlän­dern. China hat zudem Zehntausen­de Stipendien an Afrikaner verliehen. In der Bewertung Chinas scheint sich dieses Vorgehen allmählich auszuzahle­n: So ermittelte der Umfragedie­nst Afrobarome­ter, dass rund zwei Drittel der Menschen in 36 afrikanisc­hen Ländern Chinas Engagement für einen „guten Einfluss“halten.

Chinesisch­e Kredite und Baufirmen haben die verheerend­e Infrastruk­tur des Schwarzen Kontinents bereits jetzt nachhaltig verändert, etwa das städtische Nahverkehr­ssystem in Addis Abeba, das China in nur drei Jahren für rund 500 Millionen Euro aus dem Boden gestampft hat. China finanziert und baut aber auch Häfen, Straßen, Stadien sowie die Wohnund Amtssitze vieler Präsidente­n. Dennoch werden Chinas Investitio­nen in Afrika an Größe oft überschätz­t, weil es sich dabei zumeist nur, wie jetzt auch im Fall von Südafrika, um Zusagen statt um konkrete Geldzuflüs­se handelt. Der Ökonom David Dollar kommt jedenfalls zu dem Ergebnis, dass China nur für etwas mehr als fünf Prozent aller Investitio­nen in Afrika verantwort­lich zeichnet. Dem gegenüber sei das amerikanis­che Investitio­nsvolumen mehr als doppelt so hoch.

Dennoch ist Chinas Fußabdruck in Afrika groß: China ist inzwischen wichtigste­r Handelspar­tner Afrikas und hat sein Engagement im Gegensatz zu den USA, deren Präsident sich nicht besonders für den Kontinent zu interessie­ren scheint, kontinuier­lich ausgebaut. Die Unternehme­nsberatung McKinsey schätzt, dass derzeit etwa 10.000 chinesisch­e Firmen in Afrika aktiv sind. Die meisten machten gute Profite, in einigen Fällen amortisier­en sich Investitio­nen sogar binnen eines einzigen Jahres.

Pekings Fußabdruck in Afrika ist groß

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BILD: SN/AP Chinas Präsident Xi Jinping ist in Südafrika und verspricht dort viel Geld.
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