Der engagierte Herr Xi
Inzwischen bekommen mehr Afrikaner in China einen Studienplatz als in Großbritannien oder in den USA. Kein Wunder, dass das Image Chinas in Afrika in immer leuchtenderen Farben strahlt.
Inzwischen bekommen mehr Afrikaner in China einen Studienplatz als in Großbritannien oder in den USA. Das Image Chinas strahlt in Afrika in immer leuchtenderen Farben.
Nichts hat Afrika seit der Jahrtausendwende mehr verändert als das Vorrücken Chinas. Symptomatisch ist die gegenwärtige Afrikareise des chinesischen Staatschefs Xi Jinping. Nach Aufenthalten im Senegal, dem Stabilitätsanker von Westafrika, und beim neuen Hoffnungsträger Ruanda ist Xi inzwischen in Südafrika. Dort nimmt er am zehnten Gipfel der BRICSStaaten teil, zu denen neben China und Südafrika auch noch Brasilien, Russland und Indien gehören.
In Südafrika versprach Xi seinen Gastgebern diese Woche fast 15 Milliarden Dollar an Investitionen, darunter ein langfristiges Darlehen der China Development Bank in Höhe von 2,5 Milliarden Dollar an den schwer angeschlagenen staatlichen Strommonopolisten Eskom, dessen Kapitalbedarf damit für dieses Jahr zu fast zwei Dritteln gedeckt ist.
Fast überall in Afrika finanziert und baut China kostengünstig riesige Infrastrukturprojekte, die Teil einer neuen „Seidenstraße“sind, durch die Xi Asien mit Europa, dem Nahen Osten und Teilen von Afrika verbinden will. Mit einem Volumen von bis zu einer Billion Dollar wollen die Chinesen dabei so viel Geld für diese „Belt and Road“-Initiative mobilisieren, wie seit dem Marshallplan international nicht mehr geflossen ist.
Doch die Ambitionen scheinen längst über den Bau eines riesigen Transportsystems zu Land, Luft und Wasser hinauszugehen: Erst im vergangenen Jahr hatte China mit der Eröffnung einer Militärbasis im Zwergstaat Dschibuti am Horn von Afrika seinen ersten Stützpunkt im Ausland seit Ende des Koreakriegs eröffnet. Die Basis am Suezkanal ist vor allem als Logistikzentrum für die Marine gedacht, die China zum Schutz von Handelsschiffen am (neuerdings wieder vermehrt von Piraten geplagten) Horn von Afrika stationiert hat. Auch ist China aktiv an Friedenseinsätzen der Vereinten Nationen beteiligt.
Daneben versucht sich das Land auch im Ideologietransfer: So möchte seine Führung das chinesische Kadersystem unbedingt nach Afrika exportieren, um engere Beziehungen zu den oft allein am eigenen Machterhalt interessierten autokratischen Regimen des Kontinents zu schmieden. Menschenrechte sind dabei kein Thema.
Seit dem Sturz des kommunistischen Militärregimes 1991 folgt vor allem Äthiopien, aber inzwischen auch Ruanda dem chinesischen Entwicklungsweg: so wenig Demokratie wie nötig, so viel Staatskapitalismus wie möglich.
China gewinnt aber auch auf weniger sichtbare Weise an Einfluss. Beobachter verweisen etwa darauf, dass die Zahl afrikanischer Studenten in China vor zwei Jahren erstmals die Zahl der Afrikaner überstiegen hat, die in Großbritannien oder Amerika studieren, den traditionellen Studienländern. China hat zudem Zehntausende Stipendien an Afrikaner verliehen. In der Bewertung Chinas scheint sich dieses Vorgehen allmählich auszuzahlen: So ermittelte der Umfragedienst Afrobarometer, dass rund zwei Drittel der Menschen in 36 afrikanischen Ländern Chinas Engagement für einen „guten Einfluss“halten.
Chinesische Kredite und Baufirmen haben die verheerende Infrastruktur des Schwarzen Kontinents bereits jetzt nachhaltig verändert, etwa das städtische Nahverkehrssystem in Addis Abeba, das China in nur drei Jahren für rund 500 Millionen Euro aus dem Boden gestampft hat. China finanziert und baut aber auch Häfen, Straßen, Stadien sowie die Wohnund Amtssitze vieler Präsidenten. Dennoch werden Chinas Investitionen in Afrika an Größe oft überschätzt, weil es sich dabei zumeist nur, wie jetzt auch im Fall von Südafrika, um Zusagen statt um konkrete Geldzuflüsse handelt. Der Ökonom David Dollar kommt jedenfalls zu dem Ergebnis, dass China nur für etwas mehr als fünf Prozent aller Investitionen in Afrika verantwortlich zeichnet. Dem gegenüber sei das amerikanische Investitionsvolumen mehr als doppelt so hoch.
Dennoch ist Chinas Fußabdruck in Afrika groß: China ist inzwischen wichtigster Handelspartner Afrikas und hat sein Engagement im Gegensatz zu den USA, deren Präsident sich nicht besonders für den Kontinent zu interessieren scheint, kontinuierlich ausgebaut. Die Unternehmensberatung McKinsey schätzt, dass derzeit etwa 10.000 chinesische Firmen in Afrika aktiv sind. Die meisten machten gute Profite, in einigen Fällen amortisieren sich Investitionen sogar binnen eines einzigen Jahres.
Pekings Fußabdruck in Afrika ist groß