Imran Khan regiert künftig Pakistan
Der Liebling der allmächtigen Generäle ist auch der Wunschkandidat der Bevölkerung. Nun muss er auf Partnersuche.
Am Ende zeigte Pakistans zukünftiger Premierminister Imran Khan viel Geduld. Während seine Gegner angesichts der mysteriösen und nur unzureichend erklärten Verspätungen bei der Auszählung der Stimmen lautstark protestierten, erinnerte die Kricket-Legende an seine Vergangenheit als Athlet: „Ich war 21 Jahre lang Sportler. Ich werde bis zum letzten Ball warten, bevor ich meinen Sieg verkünde.“
Seit 20 Jahren versucht sich der ehemalige Lebemann und KricketSpieler auf Pakistans politischem Parkett. Nun gelang ihm im dritten Anlauf endlich der lang ersehnte Sieg. Der Grund, so meinen viele Pakistaner, liegt in einer speziellen Beziehung: Imran Khan gilt als „Laadla“, als Liebling der mächtigen Generäle des Landes.
Sollte er an die Umsetzung seines ehrgeizigen Plans gehen, dürfte das innige Verhältnis freilich bald Geschichte sein. Imran Khan will in Pakistan die Macht des Militärs eindämmen – ein Vorhaben, das bereits einigen seiner Vorgänger zum Verhängnis wurde.
Khan ist entschlossen, in die Fußstapfen von zwei umstrittenen Populisten zu treten. Ein Idol ist ausgerechnet Zulfikar Bhutto, der von 1971 bis 1973 erst als Präsident und dann von 1973 bis 1977 als Premierminister Pakistans diente. 1977 ließen die Generäle den Gründer der Pakistan Peoples Party (PPP) am Galgen hängen.
Khans zweites Vorbild ist der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan, der die jahrzehntelange politische Vormacht der Generäle in seinem Land brach.
Zunächst aber muss sich der ExSportler, der noch nie ein Regierungsamt innehatte, mit einem Teilsieg abfinden. Seine Partei PTI wurde zwar stärkste Gruppierung in der Nationalversammlung, ist aber dennoch weit von der absoluten Mehrheit entfernt. Die traditionellen politischen Clans hat Imran Khan als Koalitionspartner kategorisch ausgeschlossen. So bleiben ihm nur Pakistans religiöse Parteien, Unabhängige und kleine Gruppierungen als Partner.
Pakistan steht vor großen Herausforderungen. Trotz enger werdender Verbindungen zum großen Nachbarn China droht eine Zahlungskrise. Die Währungsreserven reichen noch sechs Wochen, danach muss Khan sich möglicherweise hilfesuchend an den Internationalen Währungsfonds wenden.
Zudem schweben dem Team von Imran Khan in der Wirtschaftspolitik Reformen vor, die an Methoden von Hedgefonds erinnern. Staatliche Unternehmen sollen privatisiert werden. In einem Land, in dem laut Weltbank 45 Prozent aller Kinder unter fünf Jahren wegen Unterernährung ein verkümmertes Wachstum aufweisen, ist großer Widerstand gegen solche Wirtschaftsreformen programmiert. Da heißt es für den Ex-Sportler: Immer am Ball bleiben.