Auch der Einzelhandel verliert an Schwung
Die Umsätze im Handel steigen. Das aber liegt vor allem an höheren Preisen. Tatsächlich kämpfen viele Händler mit Umsatzrückgängen.
Auf den ersten Blick scheint alles eitel Wonne zu sein: 34,6 Milliarden Euro gaben die Österreicher im ersten Halbjahr im heimischen Einzelhandel aus. Das sind um 1,3 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Noch stärker gestiegen – und zwar etwa im Ausmaß der Inflationsrate um 1,9 Prozent – sind allerdings die Preise. Bereinigt bleibt damit ein reales Umsatzminus von 0,6 Prozent übrig.
„Die Erwartungen sind nicht ganz eingetreten“, sagte Handelsobmann Peter Buchmüller am Donnerstag in Wien. Dass die Wirtschaft nach dem Konjunkturaufschwung 2017 etwas an Dynamik verliere, spüre auch der Handel. 40 Prozent der Händler hätten sich über ein Umsatzwachstum freuen können, 18 Prozent meldeten eine stabile Geschäftslage, 42 Prozent aber hätten mit einer rückläufigen Entwicklung zu kämpfen. Dabei sei das Halbjahr höchst „turbulent“abgelaufen. Nach einem sehr guten Start im Jänner wies der stationäre Einzelhandel ein Umsatzminus im Februar auf. Das frühe Ostergeschäft bescherte der Branche in Österreich hohe Umsatzzuwächse im März, aber nur ein knappes Plus im April. Der Mai entwickelte sich wetterbedingt schwächer und hatte durch die Lage der Feiertage zwei Einkaufstage weniger als im Vorjahr. Das Umsatzminus konnte aber im Juni mit einem hohen Plus wiedergutgemacht werden.
Am stärksten zulegen konnte, nach Branchen betrachtet, der Bauund Heimwerkerbedarf mit einem nominellen Zuwachs von 4,5 Prozent, gefolgt vom Sportartikelhandel, der sein Plus von 2,7 Prozent vor allem den winterlichen Temperaturen mit Schnee bis in den März hinein verdankte. Der größte Bereich im Handel – der Lebensmittelhandel – konnte um 2,5 Prozent zulegen und trug damit wesentlich zum gesamten Umsatzanstieg der Branche bei.
Die höchsten Umsatzrückgänge verzeichneten der Spielwarenhandel (–2,2%) sowie der Handel mit Elektrogeräten und Computern (–2,0%). Die Modebranche (–0,8% bei Kleidung, –1,3% bei Schuhen) spürte die lange Kälte im Frühjahr – allerdings durch ein Umsatzminus.
Weiter gestiegen sei im Halbjahr die Zahl der Beschäftigten im Handel, und zwar um 1,2 Prozent oder 4000 Mitarbeiter auf mittlerweile 333.500 Beschäftigte im Einzelhandel. Gesunken sei dabei die Zahl der geringfügig Beschäftigten, und zwar um 0,9 Prozent oder 400 Betroffene. Teilzeit arbeitet freilich fast die Hälfte der Mitarbeiter.