Für ein Regenrennen gerüstet
Daniel Ricciardo und Max Verstappen lernten vor dem Ungarn-Grand-Prix von den Olympiaseglern Roman Hagara/Hans Peter Steinacher auf dem Balaton den Umgang mit Wassermassen.
Diese Werbeaktion von Red Bull Racing hat eine so nicht geplant gewesene Symbolkraft. Im Vorfeld zum Großen Preis von Ungarn am Sonntag (Start 15.10 Uhr) brachten die zweifachen Segel-Olympiasieger Roman Hagara/Hans Peter Steinacher auf dem Balaton (Plattensee) dem Fahrerduo Daniel Ricciardo/Max Verstappen den richtigen Umgang mit Wassermassen bei. „Eigentlich habe ich etwas mit Motor lieber, aber es war cool“, meinte Verstappen, zurzeit der wohl beliebteste Sportler aus den Niederlanden.
An Bord des Katamarans war es ein gepflegter Spaß. Auf dem Rundkurs von Mogyoród nahe Budapest könnte das Beherrschen von Wasser rennentscheidend werden. Wie schon vor wenigen Tagen auf dem Hockenheimring dürfte auch in Ungarn die Witterung den Verlauf mitbestimmen. Für den Rennsonntag ist Regen nicht ausgeschlossen und für das Qualifying am Samstag wird die Wahrscheinlichkeit einer nassen Piste sogar mit hoch bewertet. Diese äußeren Umstände lassen die Siegeschancen von Ricciardo und Verstappen steigen. Nicht wegen des Ausflugs an den Balaton, aber bei rutschiger Fahrbahn sind die PS nicht so entscheidend, die dem Renault-Motor im Vergleich zu Mercedes und Ferrari fehlen.
Bei Ferrari war das Rennwochenende am Donnerstag noch kein Thema. Die Scuderia trauert um Sergio Marchionne. Der Chef des Mutterkonzerns Fiat/Chrysler und auch von Ferrari war am Mittwoch an den Folgen von Komplikationen bei einem operativen Eingriff verstorben. Auf dem Motorhome im Fahrerlager wehen Ferrari-Fahnen auf halbmast, die Teamangehörigen tragen Trauerflor. Fahrer Kimi Räikkönen und Teamchef Maurizio Arrivabene sind von ihren geplant gewesenen Teilnahmen an den Pressekonferenzen des AutomobilWeltverbands (FIA) am Donnerstag bzw. Freitag (Arrivabene) entbunden worden. Über die näheren Umstände von Marchionnes Ableben schweigt der Konzern. Mit der Absage der Pressetermine wird dieses Schweigen respektiert.
Der Brite Mike Manley wurde, wie berichtet, schon Tage vor dem Tod des Spitzenmanagers mit der Führung des Konzerns betraut. Ferrari bekam eine Doppelspitze. Neuer Ferrari-Präsident wurde John Elkann, Chef des Fiat-Verwaltungsrats und Enkel des legendären Konzernlenkers Giovanni Agnelli. Ferrari-Vorstandschef ist nun Louis C. Camilleri. Der in Ägypten geborene britisch-amerikanische Manager hatte leitende Positionen beim Tabakmulti Philip Morris (langjähriger Sponsor von Ferrari) inne und gilt als Vertrauter von Teamchef Arrivabene.
Ein Führungswechsel bei Ferrari hat seit jeher Auswirkungen auf die gesamte Formel 1. Marchionne war als polternder Chef und auch Kritiker der eigenen Leute („technische Patzer, Irrtümer der Fahrer“) bekannt. Bei Debatten über das Reglement drohte er der FIA nicht nur ein Mal mit dem Rückzugs Ferraris von der Formel 1.
Welche Richtung die Politik bei Ferrari nun einschlägt, ist völlig offen. Ferrari ist als einziges Team seit der Gründung der Formel 1 im Jahr 1950 an Bord der Weltmeisterschaft. Es hat bisher nur Rückzüge von einzelnen Rennen gegeben.