Die NASA hat viel Irdisches entwickelt
Die amerikanische Raumfahrtbehörde wird 60 Jahre alt. Sie wurde mitten im Kalten Krieg gegründet, doch ihre Vision war eine zivile: das Leben auf der Erde zu verbessern, nach draußen auszudehnen und „da draußen Leben zu finden“.
WIEN. Am 29. Juli 1958 – also am kommenden Sonntag vor genau 60 Jahren – unterzeichnete der damalige US-Präsident Dwight D. Eisenhower das „National Aeronautics and Space“-Gesetz und gründete damit die NASA, die wenige Wochen danach ihren Betrieb aufnahm. Inzwischen hat die Raumfahrtbehörde mit Milliardenbudget mehr als 17.000 Mitarbeiter. Technik, Medizin und Erdbeobachtung profitierten neben vielen anderen Lebensbereichen enorm von den Weltraumingenieuren und Forschern.
Eines der frühen Beispiele für die irdische Nutzung einer Weltraumerfindung ist der Space Pen, ein Kugelschreiber der US-Firma Fisher, der 1966 für Astronautenmissionen entwickelt wurde und auch unter schwerelosen Bedingungen funktioniert. Und auf der Erde kopfüber.
Ein anderes Beispiel sind die kratzfesten Gläser in unseren Brillen. NASA-Forscher erfanden das Glas für das Helmvisier der Astronauten. Auch Schuheinlagen für eigens gefederte Astronautenstiefel sind technologisches Vorbild für Sportschuhe von heute.
Das Ohrthermometer ist eine Erfindung der NASA-Forscher, die heute weltweit Anwendung findet. Das Thermometer basiert auf einer Infrarottechnik, mit der man die Temperatur von Sternen messen kann. Aber eben auch die Energiemenge (Hitze), die das Trommelfell an den Gehörgang abgibt.
Sehr früh in ihrer Geschichte entwickelte die NASA den Schaumstoff. Die Forscher haben das Material zum Schutz der Astronauten erfunden, um sie vor den enormen Beschleunigungskräften zu bewahren. Schaumstoff zählt heute zu den verbreitetsten Kunststoffen der Welt. In Erdbebengebieten werden heute in Brücken und Gebäuden eigens für die Spaceshuttles entwickelte Stoßdämpfer eingebaut. So könnte man schier endlos Entwicklungen aufzählen, die alle auf Innovationen für den Weltraum zurückgehen. Neben der Weltraummedizin, die unzählige Therapien und Operationsmethoden hervorgebracht hat, zählt die Satellitentechnik zu den hervorragendsten Entwicklungen der amerikanischen Weltraumbehörde. Die NASA-Forscher waren die Ersten, die Satelliten bauten, welche mit der Erde kommunizieren konnten. Oder genauer gesagt: mit dem amerikanischen Militär. Doch die Spionagesatelliten von gestern sind Kommunikationssatelliten von heute. Sie lassen uns Ferngespräche führen, bringen unsere Autos an den Zielort und sind ein wichtiges Instrument zur Erforschung unserer Erde und unserer Atmosphäre. Landwirtschaft, Schifffahrt oder Flugverkehr sind heute auf Satelliten angewiesen.
Auch unsere moderne Digitalfotografie profitiert von einer NASAEntwicklung. Das System CMOS hat etwas mit der digitalen Bildaufzeichnung zu tun. CMOS wurde ursprünglich entwickelt, um Minikameras im All zu transportieren. Heute ist das System in jedem modernen Fotoapparat zu finden.
Der größte Triumph der NASA war ohne Zweifel die Mondlandung 1969. Der erste Mensch auf dem Mond war Amerikaner, nicht Russe. Neben der wissenschaftlichen Leistung war sie auch ein moralischer Sieg über den Ostblock und ein Symbol für die freie Welt. So wurde damals gejubelt. Heute scheint so ein Denken anachronistisch. Längst fliegen US-Astronauten mit russischen Raketen zur Internationalen Raumstation ISS, eine der größten Friedensmissionen der Menschheit.
Nach etlichen meist erfolgreichen Missionen stellte die NASA 2011 den Betrieb ihrer Raumfähren (Spaceshuttles) ein. Inzwischen wird auf privatisierte Raumfahrt gesetzt, nicht zuletzt, weil der NASA in den vergangenen Jahren immer wieder das Budget gekürzt wurde.
Unvergesslich werden die schockierenden Bilder des Spaceshuttles Challenger sein, das 1986, 73 Sekunden nach dem Start, in 15 Kilometern Höhe explodierte. Dabei starben alle sieben Astronauten, darunter die High-School-Lehrerin Christa McAuliffe – vor den Augen ihrer Schüler, die beim Start dabei waren.