Salzburger Nachrichten

Was die Astronomie vorhersage­n kann

Wenn der Mond heute, Freitag um zirka 21 Uhr aufgeht, ist ein Teil davon bereits durch den Schatten der Erde verdunkelt. Es kommt zu einer totalen Mondfinste­rnis.

- STERNWARTE Herbert Pühringer Mag. Herbert Pühringer, Leiter Pluskurs Astronomie, Leiter der Jugendgrup­pe Astronomie/Haus der Natur.

Bei der Mondfinste­rnis heute, Freitag, ab 21.30 Uhr schiebt sich die Erde zwischen Sonne und Mond und nur die langwellig­en, rötlichen Lichtstrah­len werden durch die Erdatmosph­äre abgelenkt. Sie tauchen den Mond in ein diffuses, rötliches Licht. Nach vier Stunden ist der Spuk vorbei. Wie weiß man das?

Der Mensch beobachtet­e die Abläufe in der Natur und versuchte bestimmte Ereignisse festzuhalt­en. So entstanden schon in der Jungsteinz­eit die Kreisgraba­nlagen von Goseck und Stonehenge mit ihren Markierung­en für die Sommerund Wintersonn­enwende. Aufzeichnu­ngen der Babylonier in Keilschrif­t belegen, dass sie bereits 700 v. Chr. den Saroszyklu­s kannten. Dieser Zyklus von 18,03 Jahren kann aufeinande­rfolgende Sonnen- und Mondfinste­rnisse vorhersage­n.

Aufgrund dieser Beobachtun­gen konnte man später Gesetze entdecken, die beschriebe­n, wie sich Objekte in unserem Sonnensyst­em bewegen müssen. Als Johannes Kepler erkannte, dass sich die Planeten auf elliptisch­en Bahnen um die Sonne bewegen, konnte man auch die scheinbare­n Rückwärtsb­ewegungen einiger Planeten erklären. Newton erkannte die Ursache der Bewegungen, die Gravitatio­n, und leitete aus den KeplerGese­tzen seine Gravitatio­nsgleichun­g her. Kleine Abweichung­en einzelner Objekte von ihren berechnete­n Bahnen erzwangen die Suche nach weiteren Himmelskör­pern. So wurde Neptun gefunden und die Präzision der Gesetze wurde bestätigt. Derzeit wird aufgrund dieser Gesetze nach dem Planeten X gesucht, der am Rande unseres Sonnensyst­ems seine Kreise ziehen soll.

Viel schwierige­r ist es, Ereignisse

2022 entsteht durch Kollision eine Nova

außerhalb unseres Sonnensyst­ems vorherzusa­gen. Nun ist es Astronomen gelungen, durch zufällige Beobachtun­gen eines Doppelster­nsystems eine Nova vorherzusa­gen. Nova bedeutet „neu“, es wird also ein neuer Stern durch die Kollision des Doppelster­nsystems KIC 9832227 entstehen. Die Umlaufdaue­r der Sterne beträgt nur mehr elf Stunden und die beiden Sterne berühren einander schon fast. Nach Berechnung­en mit denselben Gesetzen wird der Zusammenst­oß der Sterne im März 2022 mit einer Unsicherhe­it von acht Monaten vor und nach diesem Zeitpunkt erwartet. Derzeit kann das Doppelster­nsystem im Sternbild Schwan nur durch größere Amateurtel­eskope (12 mag) beobachtet werden. Nach der Kollision wird der neue Stern mit freiem Auge sichtbar sein (2 mag). Man darf gespannt sein, ob die Vorhersage der Astronomen richtig ist.

 ?? BILD: SN/DPADPA ?? Der Mond geht heute bereits partiell verfinster­t auf und taucht um 21.30 Uhr in den Erdschatte­n ein. Es ist die längste totale Mondfinste­rnis des 21. Jahrhunder­ts. Die Grafik zeigt den Sternenhim­mel am 15. August.
BILD: SN/DPADPA Der Mond geht heute bereits partiell verfinster­t auf und taucht um 21.30 Uhr in den Erdschatte­n ein. Es ist die längste totale Mondfinste­rnis des 21. Jahrhunder­ts. Die Grafik zeigt den Sternenhim­mel am 15. August.
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