Pater, Ranggler, & Hagmoar
Klaus Laireiter wurde 1978 als Pfarrer Hundstein-Hagmoar. Er erinnert sich gern daran. Aber seine Augen glänzen erst richtig, wenn er an Bolivien denkt – und an seine „Familie“.
Er hat sie gerade erst überlebt. Die 80 km lange Yungas-Straße in den bolivianischen Anden.
Sie wird auch Camino de la Muerte genannt – Todesstraße. Pater Klaus Laireiter (69) bezwang sie mit dem Fahrrad. Eine gewaltige Leistung, wenn man bedenkt, dass er die rechte Hand derzeit nur eingeschränkt einsetzen kann. Grund: ein schwerer Sturz beim Skifahren vor zwei Jahren. Er geht halt meist das volle Risiko ein. Auch auf der Piste.
Laireiter war aber nicht als Tourist unterwegs in Südamerika, sondern quasi auf Besuch bei der Familie. Von 1998 bis 2000 arbeitete er als Missionar in Bolivien. Er lernte die Not der Menschen kennen. Vor allem die der Kinder. Er baute daraufhin und über Jahrzehnte ein Netz der Menschlichkeit auf, Para-Niños (für Kinder) genannt. Tausenden half er. Für „seine Kinder“trieb er Spenden in Millionenhöhe auf. SN: Warum kam es zu diesem starken Engagement? Klaus Laireiter: Die Zustände in den Spitälern waren erschreckend, die Not die Menschen extrem. Ich traf auf viele Leute, vor allem Kinder, die durch Verbrennungen sehr entstellt waren und große Schmerzen litten. Es passieren ja oft Unfälle, wenn mit Gas gekocht wird. Das hat mich sehr betroffen gemacht und ich begann mit meinen Hilfsaktionen. Die Verbindung zu den Menschen in Bolivien ist mittlerweile so stark, dass ich sogar schon auf Spanisch träume. SN: Wir wollten ja ein ganz anderes Thema besprechen. Und zwar ihren Sieg beim Ranggeln am Hundstein. Das war 1978, also vor vierzig Jahren. Der Pfarrer wird Hagmoar, schon legendär! (lacht) Ja. So schnell werde ich da vermutlich auch keinen Nachfolger haben. SN: Sie kamen als junger Priester auf den Berg. Hielten erst die Messe und kämpften dann mit . Wie war das? Ich stamme aus Großarl. Vom Rossruggerhof. 1961 ist mein Bruder Hans Sieger in der Klasse 16 bis 18 Jahre geworden. Ich habe da mit viel Stolz zu ihm aufgeschaut und ich habe mir gedacht – das will ich auch erreichen. Sechs Jahre habe ich auf dieses Ziel hingearbeitet. Und hatte am Ende Erfolg. Judo und Ranggeln, das hat mir beides schon als ganz Junger getaugt. SN: Sie sind eher ein rauer Kerl, wenn ich das so sagen darf. Aber einer mit einem großen Herzen. Warum eigentlich wurden Sie Priester? Ja, das hat einige gewundert. Eine „heilige Familie“, in dem Sinne großer Bezogenheit zur Kirche, waren wir daheim ja nicht. Nach meiner Matura im Privatgymnasium der Herz-Jesu-Missionare habe ich Sozialpädagogik und Theologie an der Ordenshochschule St. Gabriel der Steyler Missionare in Mödling studiert. 1978 wurde ich zum Priester geweiht. Im Juli 1977, ich war 28, fiel meine Entscheidung, den Weg als Priester einzuschlagen. Bei einem Spaziergang unterm Sternenhimmel. SN: Dann kam das Jakobiranggeln 1978. Geranggelt haben Sie ja schon früher. Ja. Ich hatte damals im Mai meine Primiz. Die Ranggler fragten, ob ich die Bergmesse lese. Es war Günther Heim, damals frisch gewählter Obmann des Verbandes. Es war ein vertrautes Umfeld. SN: Sie wurden nicht nur Hagmoar. Sie haben auch die Klasse II gewonnen. Stimmt. Ich habe mich am Vortag mit ein paar Freunden ein bisserl verblitzt (lacht). Deshalb wollte ich mich eigentlich nur in Klasse II einschreiben. Im Finale der IIer-Klasse habe ich den starken Maria Almer Hermann Miller aber in zehn Sekunden besiegt. Das hat mir Auftrieb und Mut gegeben. SN: 3000 Leute zog es damals auf den Hundstein. Das Wetter war wunderschön. Viele erinnern sich noch und erzählen gern davon, vom Laireiter, dem Hundling, der so spektakuläre Würfe gemacht hat. Ich erinnere mich auch gerne. Im Finale bin ich auf den Luger Gerhard aus Bischofshofen getroffen. Der war in den Jahren zuvor drei Mal im Finale. Wir sind am Boden zu liegen gekommen. Er hatte ein wenig Angst, weil ich im Judo auch gut war. Da springt er auf, ich hab ich ihn gepackt und umgeworfen Meine Technik war immer gut, Kraft hatte ich auch – ja, und weg war er. Die Leute haben gejubelt. Zwei deutsche Gäste haben schon vorher immer gesagt: „Der Pastor muss gewinnen“, und die haben mit zwei Stecken ein Kreuz geformt. SN: Es war nicht das einzige Finale, in das Sie es beim Jakobiranggeln schafften.