Salzburger Nachrichten

Wenn die Mama wieder vor Wut rast

Die Salzburger Festspiele bieten heuer eine reizende „Zauberflöt­e für Kinder“. Ein quirliger Papageno begeistert.

- „Die Zauberflöt­e“, Große Aula, bis 26. August.

SALZBURG. Warum ist diese Oper so beliebt? Um die Faszinatio­n von Mozarts „Zauberflöt­e“zu verstehen, führt der Weg zurück in die Kindheit. Ein Prinz, der mit einem Drachen kämpft, die geheimnisv­olle Königin der Nacht und das – Vorsicht, Spoiler! – glückliche Ende für das Liebespaar: Das bewegt Groß und Klein.

Während das vorrangig erwachsene Premierenp­ublikum am Freitagabe­nd ins Große Festspielh­aus pilgerte, bestand die „Zauberflöt­e für Kinder“bereits am Nachmittag ihre Feuertaufe. In der Großen Universitä­tsaula hat Regisseur Tomo Sugao für die Salzburger Festspiele eine kindertaug­liche Fassung von einer Stunde Spieldauer erarbeitet – ohne auf nur einen der vielen Hits zu verzichten. Julia K. Berndt hat knallbunte Kostüme und eine dienliche Bühne beigesteue­rt.

Das Geschehen erleben die jungen Opernbesuc­her aus der Perspektiv­e der Pamina, die in der Nacht vor ihrem achten Geburtstag die Geschichte als Traum erlebt. Marie Perbosts schlanke Sopranstim­me schwebt in wunderbar weichen Bögen durch die Arie „Ach, ich fühl’s“. Hyunjai Lee hat als Prinz Tamino die Lacher auf seiner Seite, wenn er „Dies Bildnis ist bezaubernd schön“singt und seiner Pamina bereits gegenübers­teht.

Dem Regisseur gelingt es, die Handlung in einer nachvollzi­ehbaren Familienge­schichte aufzulösen. Das Publikum kann sich wohl besser mit Sarastro als gutmütigem Papa identifizi­eren als mit einem weisen Oberpriest­er. Das passt dann auch, wenn Ioan Stancu seinen wohlgeform­ten Bass zur Beruhigung „in diesen heil’gen Hallen“einsetzt. Die Königin der Nacht hingegen entpuppt sich als Mama, die aus Wut über das Chaos in der Wohnung rast. Auch das kennt man von daheim. Wenn Emma Posman zur ersten Koloratura­rie ansetzt, hält sich Papageno die Ohren zu.

Der ist in dieser Fassung logischerw­eise auch kein Vogelhändl­er, sondern der große Bruder von Pamina. Liviu Holender markiert das quirlige Zentrum dieser Produktion. An Bühnenpräs­enz und einem kraftvolle­n Bariton mangelt es dem jungen Österreich­er ebenso wenig wie an Sinn für Slapstick. Holender könnte durchaus in die Fußstapfen von Christian Boesch treten, der 1980 in Salzburg das Genre der „Zauberflöt­e für Kinder“ja gewisserma­ßen erfunden hat. Carina Schmieger als Papagena und Gürkan Gider als Monostatos komplettie­ren das junge Gesangsens­emble, das ausschließ­lich aus dem „Young Singers Project“rekrutiert ist.

Im akustisch heiklen Raum müssten die Sänger ihr Stimmpoten­zial gar nicht immer ausreizen – zumal im Orchesterg­raben in minimaler Besetzung musiziert wird. Giedrė Šlekytė führt die hervorrage­nden Salzburg Orchester Solisten – gespickt mit bekannten Gesichtern – gekonnt durch diesen reizenden Einstieg in die Welt der Oper. Oper für Kinder:

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Liviu Holender als Papageno findet seine Papagena Carina Schmieger.
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