Die Causa Özil ließ niemanden kalt – warum nur?
Es war eine Woche mit vielen Wortspenden zum deutschen Nationalspieler. Die vielen Facetten der Debatten liefen oft aus dem Ruder. Zu oft.
Wenn es um Begriffe wie Rassismus und Integration geht, dann erwacht der Kämpfergeist in einer Debatte. Nicht nur in Deutschland. Dabei ist gar nicht sicher, ob der deutsche Fußball-Nationalspieler Mesut Özil in seiner Twitter-Meldung an die 23 Millionen Fans es im tiefsten Sinne dieser Begriffe auch als rassistisch erachtet hat, als er auf Englisch schrieb: „Ich bin Deutscher, wenn wir gewinnen, und ich bin ein Migrant, wenn wir verlieren.“Und vor allem: Wer hat es geschrieben? Seine Berater, die ihm auch unterstützend beim Foto mit dem türkischen Präsidenten Erdoğan zur Seite standen? Özils Lehrer erzählen den Medien gern von mäßigen Leistungen im Englisch-Unterricht und berichten, dass der kleine Mesut eigentlich nur das Fußballspielen im Kopf hatte. Also wer hat den geschliffenen englischen Text mit den Vorwürfen vor allem gegen „seinen“deutschen Fußballbund aufgesetzt? Was weitere Meldungen angeht? Fehlanzeige. Bei den Tests seines Vereins Arsenal in Singapur tauchte wieder das Zitat seines Lehrers auf: Er hat nur Fußball im Kopf – denn auf Fragen von Journalisten meinte Özil: „Ich sage nichts, ich habe Training.“
Wegducken war dieser Tage die Devise. Das gilt auch für den DFB und dessen sonst gesprächigen Präsidenten Reinhard Grindel.
Als Bundestagspräsident Wolf- gang Schäuble sich am Donnerstag zu Wort meldete und meinte, „irgendein kluger Mensch hätte das alles verhindern können und müssen“, war es am Ende wieder eine Integrationsdebatte mit Hang zur Staatsaffäre.
Und fast am Ende kam einer zu Wort, der es wissen muss. Der gebürtige Brasilianer Cacau war Stuttgart-Star und auch deutscher Nationalspieler. Jetzt ist er DFB-Integrationsbeauftragter. Er konstatierte dem DFB und Özil Totalversagen in Sachen Kommunikation. Klare Worte sind angesagt.
Eigentlich wurde die Causa Özil nur durch ein Totalversagen Deutschlands bei der WM ausgelöst. Ein Buhman wurde gesucht, der polarisierende Özil gefunden. Es ist wieder Zeit für fußballerische Glanztaten der Deutschen.