Salzburger Nachrichten

Sollen in Österreich Ghettos entstehen?

- 1230 Wien

Die Bundesregi­erung ist eifrigst bemüht zu zeigen, dass sie in der Lage ist, Österreich vor unerwünsch­ter Zuwanderun­g zu beschützen. Dabei schreckt sie nicht davor zurück, internatio­nale Verpflicht­ungen, wie z. B. das Recht auf Asyl, infrage zu stellen und unser Land den Befürworte­rn einer illiberale­n, gelenkten Demokratie anzunähern. Der einzige Weg, die Migration zu steuern, nämlich die Lebensbedi­ngungen in den Herkunftsl­ändern zu verbessern, wird nur verbal beschritte­n, denn Österreich­s finanziell­e Beiträge sind verglichen mit anderen Ländern sehr bescheiden. Darüber hinaus aber meint die Bundesregi­erung dem Wunsch der Bevölkerun­g zu entspreche­n, wenn sie gegen Flüchtling­e und Migranten möglichst scharf vorgeht. Fast im Wochentakt werden Maßnahmen verkündet, die diesen Menschen das Leben immer schwerer machen sollen. Was kann man damit erreichen, außer mehr Armut, Konflikte und Kriminalit­ät?

Tatsache ist, dass die meisten dieser Menschen hier bei uns bleiben werden. Es wäre dann doch ein Gebot der Vernunft, alles zu tun, damit möglichst viele dieser Menschen rasch in unsere Gesellscha­ft finden, arbeiten und ihren Beitrag leisten. Die Regierung aber reduziert Deutschkur­se, Integratio­nsmaßnahme­n und die Mindestsic­herung. Junge Menschen, in deren Ausbildung die Wirtschaft investiert, weil sie dringend gebraucht werden, schiebt man ab. Meint man, so die Flüchtling­e und Migranten vertreiben zu können, oder sollen, wie in anderen Ländern, Ghettos an den Stadtrände­rn entstehen? Dr. Wolfgang Lacom

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