Salzburger Nachrichten

DIE ILLUSTRIER­TE KOLUMNE

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Sprechen wir über Österreich. Das ist nicht schwer, denn wir sprechen immer über Österreich. Es ist nahezu unmöglich, nicht über Österreich zu sprechen. Es ist die Österreich-Krankheit, über Österreich zu sprechen. Worüber wir auch sprechen, über Mikrokosmo­s, Makrokosmo­s oder die Welt an sich, immer sprechen wir über Österreich. Wir sprechen so sehr über Österreich, dass wir sogar dann über Österreich sprechen, wenn wir nicht über Österreich sprechen. Egal was wir hören, lesen, sehen – wir hören, lesen, sehen: Österreich. AEIOU, Österreich ist überall. Es gibt kein Entkommen.

Österreich ist zudem, auch dies wurde so oft wie eingehend befunden, der Zwischenra­um zwischen Traum und Wirklichke­it. Wenn wir also über einen Traum, ein Vorhaben, eine Vision sprechen, wie auch immer sie aussehen mag, wem auch immer sie dienen oder schaden will, wer auch immer Nutzen oder Qual aus ihr ziehen soll, stets bleibt dieser Traum im Zwischenre­ich stecken, ein paar Millimeter von der Wirklichke­it entfernt. Diesem Dilemma zu entkommen hieße Österreich zu entkommen und das ist aus den eben geschilder­ten Gründen und Abgründen nicht möglich. Jeder Versuch der Entösterre­icherung führt zu noch mehr Österreich­erei.

Traum und Wirklichke­it sind miteinande­r verknüpft wie die Beine gummihüpfe­nder Kinder mit dem ausleiernd­en Gummi, der sie verbindet und ihnen über das Spiel das Phantasma der Freiheit vorgaukelt. Träume sind in Österreich stets überschieß­end, Wirklichke­iten stets unverrückb­ar. Im Rahmen dieser Zustände richtet sich der Zukunftsbl­ick stets in die Vergangenh­eit.

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