Wandernadel für Mountainbiker
Wie sich auch radelnde Gäste eine Trophäe als Belohnung verdienen können.
In der legendären „Piefke-Saga“steckt der deutsche Edeltourist KarlFriedrich Sattmann Müdigkeit und Schmerzen weg, um sie zu ergattern: Die Wandernadel. Die sicht- und greifbare Belohnung für Fleiß und sportliche Leistung am Berg hat nichts von ihrem Reiz verloren. Gerade im Zeitalter von Facebook-Postings und Gipfelkreuz-Selfies ist ein dauerhaftes Stück Metall für den Wanderhut begehrter denn je. Nichts ist älter als ein „Like“von gestern. Wandernadel und Bergsteigerabzeichen künden hingegen noch nach Jahren von alpinen Leistungen.
Längst haben auch die Zweiradfahrer die Berge erobert, doch Abzeichen für Mountainbiker findet man kaum im alpinen Tourismus. In der Salzburger Sportwelt ist diese Lücke seit Kurzem geschlossen: Wer die 123 Kilometer lange „Stoneman Taurista“-Strecke in höchstens drei Tagen absolviert hat, darf eine markante Trophäe mit heimnehmen. Sie erinnert an die „Steinmandln“, die häufig in den Alpen zu sehenden aufgetürmten Steinpyramiden. Den Nachweis, dass man die Route mit immerhin 4700 Höhenmetern auch tatsächlich gefahren ist, erbringen die Sportler durch Abstempeln einer Karte an Kontrollpunkten auf dem Weg. 25 Partnerhotels müssen Mindestkriterien wie versperrbare Radräume oder Rad-Waschanlagen anbieten. Das Starterpaket in drei Varianten von 29 bis 49 Euro enthält neben der Stempelkarte praktische Radsport-Artikel und einen Gutschein für ein Finisher-Shirt.
Im Pongau ist man überzeugt, dass sich die rund 250.000 Euro Start-Investition für das „Stoneman“-Konzept bezahlt machen. Ähnliche Anreize für den als ausgabefreudig bekannten Mountainbiker sind meist auf die Teilnahme an einem Rennen aufgebaut. Doch an einem festgelegten Termin nach dem Diktat der Stoppuhr von A nach B hetzen zu müssen und dafür Parkplatznot, Massenauflauf und Schlangestehen vor Toiletten in Kauf nehmen zu müssen, ist nicht jedermanns Sache. Bei „Stoneman“soll genau das Gegenteil gepflegt werden: Der Parcours ist so angelegt, dass er auch mit der einen oder anderen Einkehr auf einer gemütlichen Almhütte zu schaffen ist.
Salzburg setzte sich vor allem dank seines dichten Wegenetzes gegen Interessenten aus anderen Bundesländern durch, als „Stoneman“hierzulande seinen vierten Standort suchte. Insgesamt soll die Marke auf zwölf europäische Länder mit jeweils einer exklusiven Strecke pro Nation ausgedehnt werden. Der Mann hinter dem Konzept heißt Roland Stauder. Der Südtiroler war früher erfolgreicher MountainbikeSportler. „Nach meiner aktiven Karriere wollte ich die Schönheit des Sports vermitteln. In meiner Heimat entstand daraus die erste Tour.“Wichtig war dem Ex-Profi dabei, dass nicht nur Hardcore-Sportler angesprochen werden: „Es sind schon Kinder mit zehn Jahren gefahren und auch Pensionisten über 70.“
Daheim in den Dolomiten führt die Route unter anderem an den Drei Zinnen vorbei. Derart markante „Wow“-Schauplätze sind Grundbedingung. In der Schweiz geht es direkt an den großen Aletschgletscher, in Deutschland durch die mystischen Dunkelwälder des Erzgebirges. Im Pongau locken der Rossbrand bei Radstadt mit einem Panoramablick auf 150 Alpengipfel, malerische Bergseen oder der Johannes-Wasserfall in Untertauern. Ein derartiges Angebot kanalisiert als Nebeneffekt den Strom der Radfahrer, womit auch die andernorts oft heißen Konflikte ums Radeln in freier Natur in der Salzburger Sportwelt kein so großes Thema sind. Geschäftsführer Gerhard Wolfsteiner erklärt: „Wir haben etwa 800 Kilometer unter Vertrag. Konflikte gibt es eigentlich nur, wenn irgendwo unerlaubt gefahren wird.“Im Dialog werde vieles entschärft, in vielen Gesprächen mit Vertretern der Almgenossenschaften oder Radclubs das gegenseitige Verständnis geweckt. „Das Nebeneinander soll Platz haben“, sagt Wolfsteiner, „wir sind auf dem richtigen Pfad.“Willkommen sind auch jene, die ohne „Stoneman“-Paket die Route befahren. Hunger und Durst bekommen auch sie unterwegs, ein Bett zum Schlafen brauchen sie auch – und mit ihren digitalen Trophäen in Form von Facebook- und Instagram-Postings werben sie zudem die nächsten Gäste.