Eine Reise als Überraschung bringt spontane Ideen
Ein Schweizer Spezialreiseveranstalter bietet sogar Manager-„Entführung“an, um Schwachstellen in Firmen zu finden.
SALZBURG. Die besten Ideen entstehen nicht unbedingt am Arbeitsplatz oder in durchgeplanten Workshops – aus dieser Lebenserfahrung entstand in der Schweiz eine Geschäftsidee, die inzwischen über ein spezielles Reisebüro schon hinausgeht. Die Firma „bbacksoon“(steht im Englischen verkürzt für „ich bin bald wieder da“) organisiert sogar so etwas wie vermeintliche Entführungen von Managern. Solche Situationen sollen dazu dienen, herauszufinden, welche Abläufe in Firmen verbesserungsfähig sind.
Gegründet hat das Unternehmen in Speicher im Schweizer Kanton Appenzell Ausserrhoden Roland Laux. Die Idee dazu sei entstanden, als Laux sich mit Freunden treffen wollte und feststellen musste, dass sie vor lauter anderen Aktivitäten zehn Wochen lang keinen passenden Termin fanden, erzählt Christoph Anrig, der seit heuer Geschäftsführer von bbacksoon ist. Anrig: „Die Gruppe war dann spontan in Barcelona und hat die Stadt ganz anders erlebt.“
Bisher wurden seit 2016 mehr als 700 Trips vermittelt, sagt Anrig, im zweiten Jahr hätten sich die Buchungen verfünffacht. Die Teilnehmer erfahren grundsätzlich erst am Vorabend per E-Mail, wohin es geht. Davor können sie bestimmte Ziele oder Transportmittel und auch den Komfort-Level aussuchen bzw. ausschließen. Mit den noch bescheidenen Zahlen zeigt sich der 27-jährige Anrig dennoch zufrieden: „Einen Spontantrip zu machen braucht Vertrauen“, betont der Geschäftsführer, der das Konzept des jungen Unternehmens vor Kurzem beim KMU-Tag auf der Fachhochschule Salzburg in PuchUrstein vorstellte.
Das Motto dabei laute: „Wir organisieren das Nötigste, aber nicht zu viel.“Viele Menschen hätten viel in ihrem Leben verplant und das mit hohem Tempo, da sei bbacksoon ein bisschen eine Gegenbewegung. Denn es gebe Leute, die seien für eine Drei-Tages-Reise mehrere Stunden im Internet damit beschäftigt, Unterkünfte und Reisemöglichkeiten zu vergleichen. Die Vision sei, durch mehr Spontaneität ein neues Reisegefühl zu vermitteln. Als Grundsatz gelte, dass dabei auch ein Offline-Beutel helfe, in dem das Handy verschwinden soll. Denn jedes Mail oder SMS störe den Fluss der Gedanken oder das Reiseerlebnis. Als offiziellen Partner hat das kleine Schweizer Reisebüro die kantonale Tourismusorganisation Ferien Graubünden gewonnen.
Bei den Unternehmen konzentriert sich das vierköpfige Team auf Führungskräfte. „Bei Firmen muss man noch mehr Klinken putzen“, sagt der bbacksoon-Geschäftsführer. Lasse sich ein Manager darauf ein, für seine Umgebung einmal überraschend für ein paar Tage unterzutauchen, könne er sich Freiraum schaffen. Und das wiederum lasse einen „ganz anders auf die jeweilige Situation blicken“.
Die Spontaneität wird bei bbacksoon auch intern gepflegt. Pro Quartal ist jeder Mitarbeiter einmal einen Tag weg. Der Termin wird von außenstehenden Vertrauensleuten bestimmt, sodass die Abwesenheit zufällig eintritt. Anrig: „Dafür erhält man 100 Franken und ein paar Stunden Zeit zum Reflektieren.“