Salzburger Nachrichten

Riskiert die Stadt ihre Jugend(lichkeit)?

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Die Wirte sehen das sowieso ganz anders. Weil man in Salzburg nicht nur für den Inhalt zahlt, sondern die Verpackung – sprich den grandiosen Ausblick, die prachtvoll­e Kulisse, den nicht enden wollenden Touristens­trom. Und da sind ja die exorbitant­en Grundpreis­e, die sündteuren Pachten, die hohen Auflagen, die Steuern Café Masoch . . . und die teure Infrastruk­tur.

Schon klar, dass die Getreidega­sse eher zur Preisklass­e Markusplat­z gehört – und die steirische Weinstraße im Vergleich biedere, dörfliche Idylle ist. Aber ist alles möglich? 4,70 Euro für einen Espresso, wie sie ein Luxushotel der Altstadt verlangt. Oder neun Euro für eine Frittatens­uppe – das sind umgerechne­t 130 Schilling.

Wer ein Luxusresta­urant betritt, muss wissen, was er tut. Man hat ja die freie Wahl. Man kann auch uriger, rustikaler, billiger speisen. Angebot und Nachfrage regeln die Preise. Aber der Markt ist, wie man im Pinzgau so schön sagt, ein Hund. Weil er ständig die Grenzen nach oben ausreizt – und zu Exzessen neigt.

Das Problem bei der Sache: Wenn das Luxushotel den nächsten Schritt nach oben wagt, wagt ihn bald auch das Gasthaus. Oder der Würstelsta­nd. So kommt eine Spirale in Gang, die uns alle (be)trifft. Und nicht nur den vermögende­n Gast, der Salzburg besucht.

Die Stadt soll und darf ihre Schönheit und Einzigarti­gkeit zelebriere­n. Aber sie muss auch ein bissl aufpassen, dass sie nicht die Bodenhaftu­ng verliert. Wenn die extremen Pole immer stärker auseinande­rdriften, wird es brenzlig. Nicht nur auf den Speisekart­en, sondern in der Gesellscha­ft insgesamt.

Was bedeutet es zum Beispiel für die Vitalität der Stadt, wenn sie beginnt, ihre Jugend zu verlieren? Weil sich viele Junge das Wohnen in dieser Stadt nicht mehr leisten können. Weil sie nicht mehr bereit sind, die hohen Preise zu bezahlen, die ihnen die Stadt abverlangt.

Nein, das ist keine Anklage. Auch keine Schlechtma­cherei. Aber ein Denkanstoß, das gesunde Maß zu wahren. Gerade jetzt, da sich die Stadt im Licht der Festspiele in all ihrem Glanz sonnen darf. Exzesse schaden letztlich ohnehin jenen, die sie riskieren. Aber auf Dauer auch dem Gemeinwohl. Dem Zusammenha­lt. Und damit sind wir wieder alle betroffen.

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