Die Festspiele und das „Klick“des Tüchtigen
Der magische Moment. Er war immer auf der Suche danach. In vielen Sparten. Vor allem aber auch bei den Salzburger Festspielen.
SALZBURG. Es ist schön, ihm zuzuhören. Wenn Christoph Anrather über „den Opa“spricht, dann klingt immer dieser Ton einer ganz tiefen Liebe und Verbundenheit mit. Der Enkel war von klein auf mit der Bilderwelt seines Großvaters Oskar umgeben. Der war ein stiller, ein bescheidener Mensch. Aber seine Passion, seine nie endende Leidenschaft für die Fotografie, die war zielgerichtet, dominant und sein Gespür für den entscheidenden Augenblick unglaublich.
Oskar Anrather schuf Ikonen der Fotografie. Salzburg war sein Kosmos. Und die Festspiele waren gewissermaßen auch für ihn eine Bühne. Porträts und Momentaufnahmen entstanden, die kein Ablaufdatum haben. Die aus der Zeit Herbert von Karajans stammen und mitreißende Buhlschaften zeigen. Dazu schier wie in Stein gemeißelte Porträts der Jedermann-Darsteller Curd Jürgens oder Klaus Maria Brandauer.
Dieses Bild, auf dem Senta Berger da 1975 als üppig ausgestattete Buhlschaft über die Bühne vor dem Dom läuft, verliert wohl niemals an Kraft. „Der Opa“, erinnert sich Christoph Anrather, „hat viele Bilder selbst und mit großer Sorgfalt ausgearbeitet. Es war immer spannend, ein Foto im Entwicklerbad entstehen zu sehen. Danach war das Wohnzimmer meist nicht mehr benutzbar, weil die Bilder bis in die letzte Ecke zum Trocknen aufgelegt wurden.“Immer hautnah an den Großen der Oper und des Schauspiels dran, aber nie penetrant, wie es später dann die sogenannten Paparazzi waren. Oskar Anrather sammelte bei den Festspielen keine Stars, er sammelte Augenblicke, die er mit unglaublicher Empfindung für Licht und Schatten sowie die entscheiden-
de, die wesentliche Geste auf seinen Film bannte. 80 Bilder, teils Originalabzüge, die Oskar Anrather selbst in der Dunkelkammer machte, sind ab Montag in einer Ausstellung im Hotel Sacher zu sehen. Unterstützt wird das Projekt von der Leica Galerie.
Das fotografische Erbe, das Oskar Anrather hinterließ, ist riesig. Es umfasst 500.000 Schwarz-Weiß-Negative. Seit drei Jahren sichtet und strukturiert Christoph, der Enkel, diesen Schatz. Die Nachfrage nach Bildern Anrathers ist groß. Viele Salzburger wollen „einen Anrather“haben.
Mit Ende Juli sollen das ein Web-Shop und eine neue Homepage ermöglichen.