Salzburger Nachrichten

Kinder entfliehen dem Krieg

45 Kinder, deren Väter an der ostukraini­schen Front gefallen sind oder verwundet wurden, genießen derzeit einen Urlaub in Salzburg. Damit entkommen sie für eine Woche dem ukrainisch­en Krieg.

- DIANA FOIDL

SALZBURG. Julias Augen strahlen, während sie durch die Wasserfont­änen läuft. Das siebenjähr­ige Mädchen wirkt unbeschwer­t – genauso wie die anderen 44 ukrainisch­en Kinder zwischen sieben und 13 Jahren, die am Freitag den Wasserspie­len in Salzburg einen Besuch abstatten.

Alle Kinder teilen das gleiche Schicksal: Ihre Väter kämpften im ostukraini­schen Krieg – die Mehrheit ist bereits gefallen, andere liegen verwundet im Krankenhau­s. Julia ist die jüngste der Gruppe. Ihr Vater starb vor vier Monaten. Sie hat noch zwei kleinere Brüder. Der jüngere ist erst acht Monate alt.

Seit Anfang 2014 wird vor allem im Osten der Ukraine gekämpft. Der Krieg forderte bisher mehr als 10.000 Tote, ein Ende des Konflikts ist nicht in Sicht.

Um die Kinder aus dem tristen Kriegsallt­ag herauszuho­len, ermöglicht­e ihnen die ukrainisch­e Organisati­on „Hilfe den Kindern der Helden“in Zusammenar­beit mit dem ukrainisch­en Botschafte­r einen Urlaub in Salzburg.

Untergebra­cht sind die Kinder und ihre fünf Betreuer in Saalbach im Hotel LoriVita. Die gesamte Reise ist für sie kostenlos – von Bus und Hotel bis hin zum Rahmenprog­ramm.

Martin Panosch, Honorarkon­sul der Ukraine, engagiert sich für das Projekt. Er holte die Sponsoren an Bord: „Wir wollten den Kindern die Schönheit Salzburgs näherbring­en. Viele Firmen haben sich finanziell beteiligt, um das zu ermögliche­n.“Das einwöchige Programm ist abwechslun­gsreich: Die Gruppe besuchte die Wasserwelt­en in Krimml, ging Bogen schießen, wanderte in Saalbach-Hinterglem­m und fuhr auf das Kitzsteinh­orn.

Martin Panosch begleitete die Gruppe vergangene­n Sonntag und ist auch heute, Samstag, wieder mit von der Partie: „Ich hatte wirklich das Gefühl, dass die Kinder Spaß haben und mit Begeisteru­ng dabei sind. Wir vergessen immer, was es heißt, in Frieden zu leben. Für diese Kinder ist es aber eine sehr befreiende Sache.“

Die Betreuerin Marta Baglaieva bestätigt diesen Eindruck: „Die Kinder haben es so genossen. Dadurch konnten sie sich von der Katastroph­e in ihrer Heimat ablenken.“

 ?? BILD: SN/DIANA FOIDL ?? Nasse Überraschu­ng für die siebenjähr­ige Julia bei den Wasserspie­len in Salzburg.
BILD: SN/DIANA FOIDL Nasse Überraschu­ng für die siebenjähr­ige Julia bei den Wasserspie­len in Salzburg.

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