Was tun, wenn Herr Hund nur seine Ruhe will?
Straßenkunst, die zeitgenössische Themen mit Humor behandelt: Festival La Strada in Graz.
GRAZ. Herr Hund ist ein Einzelgänger, er will seine Ruhe, außer er hört klassische Musik. Frau Pferd sprüht vor Energie und weiß nicht, was sie zuerst tun soll. Und dann gibt’s da noch Fräulein Koala, die – so wie die beiden anderen tierischen Gesellen – in einem Mehrparteienhaus wohnen. Und jetzt stößt in diese illustre Runde auch noch der überschwängliche Herr Tiger.
„Full House“nennt sich die von der spanisch-österreichischen Gruppe Eléctrico 28 erzählte Geschichte über das Zusammenleben im urbanen Raum. Die amüsante Fabel ist Teil des Straßen- und Figurentheaterfestivals La Strada, das kürzlich mit der Produktion „Il n’est pas encore minuit …“von der französischen Compagnie XY eröffnet wurde. 22 Personen, die Zwischenmenschliches mit viel Akrobatik und auch Humor verhandeln. Das Motto der Künstler: Gemeinsam geht alles besser. Künstler aus acht Nationen treten derzeit in Graz auf. „Sie treffen hier auf ihre heimischen Kollegen und gemeinsam durchwirken sie die Stadt, loten Grenzen aus, verändern Perspektiven und reflektieren auf die Themen unserer Zeit“, sagt La-StradaIntendant Werner Schrempf, der auf ungewöhnliche Spielorte setzt.
Weithin unbekannte Innenhöfe der Stadt etwa, Wohnanlagen oder diesmal auch Sportplätze. Die Fußball-WM ist zwar schon vorbei, aber bei La Strada wird weitergekickt. Auf höchst ungewöhnliche Weise.
So lädt etwa die bulgarische Künstlerin Veronika Tzekova zu einem besonderen Ballereignis in die legendäre Gruabn, die bald 100 Jahre alte legendäre ehemalige Spielstätte des Bundesligaclubs Sturm Graz. Tzekova lässt vier Teams zeitgleich auf zwei ineinander verwobenen Spielfeldern auflaufen. Gefordert die Kunst der Improvisation. Anderswo präsentiert die spanische Compania Vero Cendoya fünf Tänzer und fünf Fußballspieler, die ein Spiel mit ganz eigenen Regeln erfunden haben: „La Partida“lautet der Titel dieses Stücks.
Die Freerunner der französischen La Fabrique Royale gastieren wiederum mit „Zero Degre“im Grazer Messequartier. Dort werden auf akrobatische Weise bauliche Hindernisse von den Akteuren überwunden, zudem gibt es Kommunikation mit den Bewohnern. Ein Wohnort im Ausnahmezustand also, eine kreative Störung des Sommeralltags. So wie das gesamte La-Strada-Festival, das sich immer mehr in internationalen Koproduktionen engagiert. Das Ziel: Graz als Creation Center zu etablieren. Festival: