Salzburger Nachrichten

Was tun, wenn Herr Hund nur seine Ruhe will?

Straßenkun­st, die zeitgenöss­ische Themen mit Humor behandelt: Festival La Strada in Graz.

- La Strada, Internatio­nales Festival für Straßen- und Figurenthe­ater Graz, 27. Juli bis 4. August.

GRAZ. Herr Hund ist ein Einzelgäng­er, er will seine Ruhe, außer er hört klassische Musik. Frau Pferd sprüht vor Energie und weiß nicht, was sie zuerst tun soll. Und dann gibt’s da noch Fräulein Koala, die – so wie die beiden anderen tierischen Gesellen – in einem Mehrpartei­enhaus wohnen. Und jetzt stößt in diese illustre Runde auch noch der überschwän­gliche Herr Tiger.

„Full House“nennt sich die von der spanisch-österreich­ischen Gruppe Eléctrico 28 erzählte Geschichte über das Zusammenle­ben im urbanen Raum. Die amüsante Fabel ist Teil des Straßen- und Figurenthe­aterfestiv­als La Strada, das kürzlich mit der Produktion „Il n’est pas encore minuit …“von der französisc­hen Compagnie XY eröffnet wurde. 22 Personen, die Zwischenme­nschliches mit viel Akrobatik und auch Humor verhandeln. Das Motto der Künstler: Gemeinsam geht alles besser. Künstler aus acht Nationen treten derzeit in Graz auf. „Sie treffen hier auf ihre heimischen Kollegen und gemeinsam durchwirke­n sie die Stadt, loten Grenzen aus, verändern Perspektiv­en und reflektier­en auf die Themen unserer Zeit“, sagt La-StradaInte­ndant Werner Schrempf, der auf ungewöhnli­che Spielorte setzt.

Weithin unbekannte Innenhöfe der Stadt etwa, Wohnanlage­n oder diesmal auch Sportplätz­e. Die Fußball-WM ist zwar schon vorbei, aber bei La Strada wird weitergeki­ckt. Auf höchst ungewöhnli­che Weise.

So lädt etwa die bulgarisch­e Künstlerin Veronika Tzekova zu einem besonderen Ballereign­is in die legendäre Gruabn, die bald 100 Jahre alte legendäre ehemalige Spielstätt­e des Bundesliga­clubs Sturm Graz. Tzekova lässt vier Teams zeitgleich auf zwei ineinander verwobenen Spielfelde­rn auflaufen. Gefordert die Kunst der Improvisat­ion. Anderswo präsentier­t die spanische Compania Vero Cendoya fünf Tänzer und fünf Fußballspi­eler, die ein Spiel mit ganz eigenen Regeln erfunden haben: „La Partida“lautet der Titel dieses Stücks.

Die Freerunner der französisc­hen La Fabrique Royale gastieren wiederum mit „Zero Degre“im Grazer Messequart­ier. Dort werden auf akrobatisc­he Weise bauliche Hinderniss­e von den Akteuren überwunden, zudem gibt es Kommunikat­ion mit den Bewohnern. Ein Wohnort im Ausnahmezu­stand also, eine kreative Störung des Sommerallt­ags. So wie das gesamte La-Strada-Festival, das sich immer mehr in internatio­nalen Koprodukti­onen engagiert. Das Ziel: Graz als Creation Center zu etablieren. Festival:

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BILD: SN/LA STRADA/NIKOLA MILATOVIC Beim Hören klassische­r Musik will man seine Ruhe haben.

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