Sie machen sich fit für ihre Zukunft
SALZBURG-STADT. Ali, Hana und Norshan passen – so wie die meisten Jugendlichen, die nach Österreich geflüchtet sind – nicht so richtig ins heimische Bildungssystem. Sie brauchen ein Sprungbrett. „Minerva“ist ein solches Sprungbrett. Das Programm des SOS-Kinderdorfs schließt Lücken, die die Jugendlichen mitbringen.
So wie bei Norshan. Die 17-jährige Syrerin ist mit ihrer Familie vor dem Bürgerkrieg geflohen. Drei Jahre verbrachte sie in der Türkei, als Näherin in einer Kleiderfabrik. Dank „Minerva“hat sie in den vergangenen elf Monaten so viel nachgeholt, dass sie ab Herbst einen Pflichtschulabschlusskurs besuchen kann. „Wir haben nicht nur Englisch, Deutsch und Mathe gelernt, sondern auch Dialekt“, sagt sie stolz. Besonders gut gefällt ihr das österreichische „Schau ma mal“. Das kommt zum Einsatz, wenn sie von ihrem Ziel berichtet – einer Lehre als Apothekenhelferin.
Auch Ali aus Afghanistan wird den Pflichtschulabschluss nachholen. Er hat sich für einen Abendkurs entschieden, weil er untertags arbeiten möchte. Den Großteil seines Verdienstes müsste er als Bewohner an das SOS-Clearinghouse abgeben, so sind die Regeln. „Für mich ist es trotzdem besser, zu arbeiten, da kann ich neue Leute kennenlernen.“Vielleicht auch endlich Österreicher, denn das ist für die Jugendlichen ein großer Wunsch, aber auch eine Herausforderung – weil sie kaum Kontakt zu Österreichern haben. Anders ist das bei Hana. Die Iranerin ist Mitglied einer Jugendgruppe in der Kirche. Ab Herbst besucht sie das BORG Nonntal, vorerst als außerordentliche Schülerin. Sie will Gehirnchirurgin werden. Faszinierend findet sie in Österreich nicht nur mit Fleisch gefüllte Knödel, sondern auch, dass Frauen so viele Freiheiten haben. Dass Männer besser bezahlt werden als Frauen, hat sie allerdings ebenfalls gelesen. Auch Ali weiß Bescheid über die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Und: dass man in Österreich zusammenleben darf, ohne verheiratet zu sein. Das findet er gut.
Ali, Hana und Norshan bekommen heute gemeinsam mit 30 weiteren Jugendlichen ihr „Minerva“-Abschlusszeugnis. Seit 2008 haben 330 Jugendliche das Basisbildungsprogramm absolviert. Die Nachfrage ist groß. „Wir haben ständig eine Warteliste“, sagt Projektleiterin Waltraud Krassnig.