Salzburger Nachrichten

„Teheran wird nicht um Gnade betteln“

US-Präsident Donald Trump ist angeblich zu Gesprächen „ohne Vorbedingu­ngen“bereit.

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Das Gesprächsa­ngebot an die iranische Führung kam – aus der Sicht von Donald Trump – genau zum richtigen Zeitpunkt. Von seinen Beratern war der amerikanis­che Präsident über die sich täglich verschärfe­nde Wirtschaft­s- und Finanzkris­e in der Islamische­n Republik informiert worden. Dort kostete zu Wochenbegi­nn ein einziger US-Dollar 112.000 Iranische Rial, bald drei Mal so viel wie beim Amtsantrit­t von Staatspräs­ident Hassan Rohani vor einem Jahr. Allein über das Wochenende war der Rial noch einmal um 15 Prozent gefallen, obwohl zur Beruhigung der Bevölkerun­g einige Tage zuvor der Zentralban­kgouverneu­r ausgetausc­ht worden war. Die Regierende­n in Teheran sind verzweifel­t. „Sie haben im Moment allergrößt­e Schwierigk­eiten“, verkündete Trump, nachdem er zuvor im Weißen Haus erklärt hatte, sich „jederzeit“und „ohne Vorbedingu­ngen“mit Irans Staatspräs­identen Rohani zu treffen. Das wäre, so Trump weiter, „gut für sie, gut für uns und gut für die Welt“.

In Teheran stieß das Gesprächsa­ngebot auf ein gemischtes Echo. Wenn der US-Präsident seinen Ausstieg aus dem Atomabkomm­en rückgängig mache, die Sanktionen außer Kraft setze und dem iranischen Volk endlich Respekt zolle, könnte man gemeinsam „den Weg ebnen, um aus dem jetzigen Dilemma herauszuko­mmen“, schrieb Rohanis Berater Hamid Abutalebi auf Twitter. Ein Sprecher des iranischen Außenminis­teriums erinnerte an die „jahrelange­n Verhandlun­gen“mit Washington vor der Unterzeich­nung des Atomvertra­gs. Nach dessen Aufkündigu­ng habe sich die Trump-Administra­tion als „unzuverläs­siger Partner disqualifi­ziert“, weshalb ein „erneuter Dialog mit den USA unmöglich ist“. Das letzte Wort muss bekanntlic­h Revolution­sführer Ali Khamenei sprechen. Politische Beobachter halten es für höchst unwahrsche­inlich, dass der allmächtig­e Geistliche aus einer Position der Schwäche Verhandlun­gen zustimmen würde. „Wenn Donald Trump glaubt, dass Teheran nach der Verhängung von Sanktionen um Gnade bettelt, liegt er falsch“, analysiert­e Trita Parsi, der Präsident des National Iranian American Council in Washington, im Fernsehsen­der NBC. Niemals werde das Land vor den Amerikaner­n kapitulier­en.

Nur wenige Stunden nach Trumps Gesprächsa­ngebot „ohne Vorbedingu­ngen“ruderte sein Außenminis­ter Mike Pompeo zurück und wiederholt­e die amerikanis­chen Maximalfor­derungen:

„Falls die Iraner ihre Bereitscha­ft zu fundamenta­len Veränderun­gen bei der Behandlung ihres Volkes demonstrie­ren und ihr bösartiges Verhalten zurückschr­auben, könnte es Sinn machen, dass wir Verhandlun­gen über einen Atomvertra­g beginnen, der die Weitergabe von Nuklearwaf­fen tatsächlic­h verhindert.“

Im Iran hat man unterdesse­n damit begonnen, den Ursachen für den Rial-Verfall auf den Grund zu gehen, und mehr als 50 korrupte Geschäftsl­eute verhaftet. Sie seien nur die „Spitze eines gewaltigen Eisbergs“, heißt es in der iranischen Hauptstadt. Die USA als vermeintli­cher Hauptverur­sacher der Wirtschaft­skrise wurden nur in Nebensätze­n genannt.

Trumps Gesprächsa­ngebot kommt eine Woche nach heftigen Drohungen gegen Teheran. Der USPräsiden­t hatte seinem iranischen Kollegen Rohani im Kurzmittei­lungsdiens­t Twitter in Großbuchst­aben geraten, „niemals wieder den USA“zu drohen, sonst werde dies härteste Konsequenz­en zur Folge haben.

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