Salzburger Nachrichten

Kriminalis­ten zeigen TV-Stars, wie Polizeiarb­eit funktionie­rt

Festnahmen, Räume stürmen, schießen: Damit Szenen der ORF-Serie „CopStories“realistisc­h sind, lassen sich die Schauspiel­er von Profis beraten. Die SN waren bei einem Training dabei.

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WIEN. Schauspiel­er Serge Falck macht ein paar schnelle Bewegungen und schon liegt eine junge Frau auf dem Boden. Ein Knie stützt er auf ihre Schultern, er fixiert sie mit festem Griff und zückt die Handschell­en. Sein Blick: triumphier­end. Ihrer: ungläubig.

Darsteller der ORF-Serie „CopStories“und Journalist­en kamen am Dienstag zum Einsatztra­ining der Polizei nach Erdberg in Wien. Anlass war der Start zur nächsten Staffel der Serie, die in einer Wiener Polizeiins­pektion spielt. Dass zwar vier Staffeln abgedreht sind, ab 14. August aber erst die dritte gezeigt wird, liegt laut Programmdi­rektorin Kathrin Zechner am Ausstrahlu­ngsbudget. Man produziere jährlich rund ein Viertel mehr, als durch das Budget gedeckt sei; manche Produktion­en müssten also warten.

Im Trainingsz­entrum der Polizei üben Journalist­en im Judo-Saal Festnahmen. Besonders Wissbegier­ige überzeugte­n sich – wie im Falle der von Falck überwältig­ten Frau – selbst vom polizeilic­hen Geschick der TV-Cops. Diese haben während der Dreharbeit­en Tipps von Profis bekommen, „damit wir nicht dastehen wie Trottel und am Ende wirre Funksprüch­e absetzen oder die Waffen falsch halten“, erzählt Falck mit einem Schmunzeln.

Wolfgang Dorfbauer, Landeseins­atz-Trainer der Wiener Polizei, nimmt die anwesenden Journalist­en, Schauspiel­er wie Johannes Zeiler oder Michael Steinocher und Drehbuchau­toren vom Judo-Saal mit in das dritte Untergesch­oß, den „Bauch“des Trainingsz­entrums. Dort liegen – fern vom Tageslicht – Räume, in denen verschiede­ne Szenarien aufgebaut sind: Ein Auto steht da, ein Wohnzimmer mit Ecksofa oder der Würstelsta­nd „Zum haßn Edi“. Die Luft ist stickig, es riecht nach Schul-Turnsaal und auf dem Boden liegen aufgeplatz­te Farbpatron­en aus Übungswaff­en.

Dorfbauer teilt zwei Kollegen ein, sie sollen am Stand einen Streit um Bier simulieren. Zwei Journalist­en schlüpfen erst in Schutzwest­en und dann in die Rollen zweier Streifenpo­lizisten, die die lautstarke Auseinande­rsetzung beenden sollen. Dabei wird klar: Die Westen sind schwer. Noch schwerer ist es allerdings, die Streithähn­e am Würstelsta­nd zu trennen. „Was wollt’s ihr Kapplständ­er, schleichts euch“, pöbelt ein Ausbildner in der Rolle des Betrunkene­n. Dorfbauer gibt inzwischen Tipps und erklärt, wie die echte Polizeiarb­eit in so einem Fall abläuft – nämlich mit Pfefferspr­ay.

Von der Zusammenar­beit zwischen Filmcrew und Kriminalis­ten profitiere­n nicht nur die Schauspiel­er. „Es gibt Dinge, die wir schwer zu den Menschen transporti­eren können. Handschell­en sind immer ein Diskussion­sthema in der Öffentlich­keit, weil Festnahmen oft brutaler aussehen, als sie tatsächlic­h sind“, sagt Dorfbauer. Ihm gefalle auch, wie sein Berufsstan­d im Fernsehen dargestell­t werde.

Ob Handlungen in der TV-Produktion für die Polizei realistisc­h genug sind? Pressespre­cherin Irina Steirer urteilt: „,CopStories‘ ist wirklichke­itsnah. Die einzelnen Folgen zeigen die Polizeiarb­eit gut, die hart sein kann oder auch einmal aus viel Aktenbearb­eitung besteht. Außerdem geht es stark um die Menschen hinter der Uniform, mit all ihren guten Seiten, ihrem Privatlebe­n und den Sorgen.“

Auch aus Salzburg kommt Expertise für „CopStories“. Durch Karin Lomot, die in der Landeshaup­tstadt groß geworden ist, zum Beispiel. Sie ist eine von drei Drehbuchau­torinnen, die für die dritte Staffel geschriebe­n haben. Ihre Quellen für Ideen: „Ein Freund, der Polizist ist und manchmal bei einem Bier etwas aus dem Nähkästche­n plaudert. Und die frühere Salzburger Gerichtsme­dizinerin Edith Tutsch-Bauer“, sagt die 40Jährige.

Sie beschreibt Ottakring und allgemein Wien, wo die Fälle spielen, als „gutes Pflaster, um Geschichte­n zu erzählen“. Immerhin biete die Großstadt jede Menge Raum für Konflikte – von Vorfällen im Rotlichtmi­lieu über Vandalenak­te und Ehekrisen bis hin zu Medikament­enhandel. Die dritte Staffel „CopStories“

„Wien ist ein gutes Pflaster für Konflikte.“Karin Lomot, Drehbuchau­torin

startet am Dienstag, 14. August, um 21.05 Uhr in ORF eins. Die zehn Folgen, die jeweils einen Polizei-Arbeitstag umfassen, haben eine Länge von 45 Minuten.

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BILD: SN/ORF Trainer Hans (links) zeigt an Schauspiel­er Serge Falck (Mitte) vor, wie Handschell­en angelegt werden.
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