Gellende Pfiffe beim kuriosen Jubiläum der Austria
Turbulenzen bei Austria Salzburg waren nie Mangelware. Als besonders kurios sind die Ereignisse rund um das 50-Jahr-Jubiläum 1983 in Erinnerung. Obschon die Vereinsgründung ein halbes Jahrhundert zuvor im September erfolgt war, hielt es die Vereinsführung von 1983 für angebracht, ein Jubiläumsturnier im Hochsommer anzusetzen. Und so trafen sich Ende Juli, Anfang August als Austria-Gäste der österreichische Meister Rapid Wien, Borussia Mönchengladbach und der niederländische Spitzenclub Alkmaar. Für den violetten Jubilar wurde die Veranstaltung zum Desaster: An beiden Tagen wurden nur knapp über 6000 Eintrittskarten verkauft, sportlich setzte es zwei Niederlagen ohne Torerfolg. Die Fans „feierten“mit gellenden Pfeifkonzerten, die der heimischen Mannschaft ebenso galten wie der chaotischen Vereinsführung.
Es begann schon skurril vor dem Turnier. Der Clubchef ging auf Urlaub, der technische Leiter machte Ferien mit dem Vereinsbus. Und so blieb nur Trainer Joschi Obert auf der Kommandobrücke – und hatte es schwer. Seinem Wunsch nach Verstärkungen war bis dahin nicht entsprochen worden, sieht man von dem Durchschnittsspieler Arnold Koreimann ab. Und dass es am ersten Tag im Stadion Lehen weder eine Begrüßung noch eine Ansprache zum Jubiläum gab und sich altgediente Spieler wie Karl Kodat die Eintrittskarte kaufen mussten, dafür konnte Obert nichts.
Am ersten Tag konnte wenigstens ein Salzburger jubeln: In seinem ersten Spiel für Rapid schoss der von Lehen nach Hütteldorf übersiedelte Hermann Stadler das Siegtor zum 2:1 gegen Mönchengladbach. Jubilar Austria blamierte sich gegen Alkmaar mit 0:2 und tags darauf mit 0:3 gegen die Heynckes-Mannschaft Mönchengladbach. In beiden Spielen verhinderte Torhüter Zelimir Stincic höhere Niederlagen. Der frühere jugoslawische Teamkeeper erlitt kurz darauf einen Fingerbruch und fiel länger aus.
Eine Woche später war Rapid wieder in Lehen, im Ablösespiel für Stadler gab es vor 1500 neuerlich enttäuschten Fans ein 0:0. Getestet wurde von Obert der deutsche Bundesliga-Stürmer Detlef Szymanek – zu einer Verpflichtung kam es nicht. Zwei Jahre später landete der Blondschopf beim von Kurt Wiebach trainierten SAK in Nonntal.