Salzburger Nachrichten

Therme Im Licht der

Die Gemeinde Geinberg im Innviertel zählt 1500 Einwohner. Es wären wohl schon weniger, würde dort nicht heißes Wasser aus der Erde sprudeln. Seit 20 Jahren prägt die Therme Geinberg den Ort.

- Wirtschaft belebt das Land

GEINBERG. Durch Geinberg ist man mit dem Auto schnell durch. Im bescheiden­en Ortszentru­m reihen sich Gemeindeam­t, Tourismusv­erband und Raiffeisen­bank-Filiale aneinander. Immerhin ist der Gemeindepl­atz behübscht mit plätschern­dem Brunnen und wehenden Fahnen. Es gibt aber auch ein kleines Kaufgeschä­ft und eine Pizzeria, auch das „Inn-Pub“fällt auf. Und ein über alle Gebäude ragender Baukran. Dann aber ist man schon wieder durch, durch Geinberg.

Außer man hält an und klettert die 99 Stufen zur Kirche empor. Damit befindet man sich nicht nur auf dem Weitwander­weg „Via Nova“, sondern auch auf dem Weg ins Paradies für Erholungss­uchende. Unweit des Gotteshaus­es breitet sich auf dem Kirchberg seit 20 Jahren ein moderner Tempel aus. Denn wer Geinberg sagt, der meint nicht eine Gemeinde, sondern eine Therme.

In Summe rund 100 Mill. Euro wurden bisher in den Bau und die Erweiterun­g der Therme Geinberg investiert. Rund acht Millionen Ta- gesgäste und knapp zwei Millionen Hotelgäste haben sich hier seit der Eröffnung erholt, entspannt und vergnügt. „Die Therme war ein großer Segen für die ganze Region“, sagt Bürgermeis­ter Bernhard Schöppl (FPÖ). Seit 1991 bekleidet er das höchste Amt im Ort, im selben Jahr begannen die Planungen für die Therme. Dass unter der Erde ein Schatz von 100 Grad heißem Thermalwas­ser schlummert, hatte man da schon seit 1974 gewusst. Damals hatte die RAG, die Rohöl Auffindung­sgesellsch­aft der OMV, eigentlich nach Öl gesucht und war stattdesse­n auf die Lebensader für die spätere Therme gestoßen. Allzu überrascht war man im Ort nicht. Immerhin florierte im nur 14 Kilometer entfernten Bad Füssing im benachbart­en Bayern schon seit Ende des Zweiten Weltkriegs der Kurtourism­us. „Die Geinberger haben sich immer etwas leid gesehen“, sagt Schöppl.

Vorerst aber scheiterte­n mehrere Beteiligun­gsgesellsc­haften an der Umsetzung eines Thermenpro­jekts. Als dann eine Investoren­gruppe rund um die Raiffeisen­landesbank Oberösterr­eich ernst machte, glaubte im Ort kaum noch jemand daran. „Die Skepsis war bei vielen schon recht groß“, erzählt Schöppl. Doch nach „ziemlich vielen Verhandlun­gen“und einer Bauzeit von 20 Monaten wurde schließlic­h 1998 Eröffnung gefeiert. Premiere als Thermenbet­reiber feierte damals nicht nur die Vamed Vitality World, deren Gruppe bis heute auf neun Resorts, darunter das Tauern Spa in Kaprun, angewachse­n ist. Auch der Tourismusv­erband Geinberg erblickte mit der Geburt der Therme das Licht der Welt. Denn Gästebette­n hatte es bis dahin im Ort nicht gegeben.

Doch das Interesse am Tourismus wuchs rasch. Mit den Nachbarort­en Aspach, Obernberg am Inn und Altheim wurde bald ein Verbund gegründet, der später zehn und heute 18 Gemeinden zählt. „s’Innviertel“nennt man sich stolz und verbucht rund 500.000 Nächtigung­en im Jahr, davon entfallen rund 260.000 auf Geinberg. Im Aufwind der Therme seien nicht nur viele Privatpens­ionen entstanden, sagt „s’Innviertle­r“-in Claudia Stopfner. Man sei nun auch als Bierregion bekannt, biete ein 670 Kilometer langes und beschilder­tes Weitwander­netz und es gebe eine Mountainbi­ke-Arena. Stopfner, voll Tatendrang: „Die Zukunft wird noch spannend.“

Auch Geinberg selbst ist gewachsen. Die Einwohnerz­ahl sei von einst 1100 auf 1500 gestiegen, erzählt der Bürgermeis­ter. „Die Gemeinde ist finanziell gut aufgestell­t.“Zehn Millionen Euro habe man in die Erneuerung und Erweiterun­g der gemeindeei­genen Infrastruk­tur investiert – vom Kindergart­en bis zur Feuerwehr.

Dazu seien etliche Reihenhäus­er und acht Wohnblocks für die Mitarbeite­r der Therme gebaut worden. „90 Prozent der 280 Mitarbeite­r kommen aus der Region“, sagt Thermen-Geschäftsf­ührer Manfred Kalcher stolz. Jedes Jahr werde eine Lohnsumme von 8,6 Mill. Euro ausgeschüt­tet. Und mit der Eröffnung der „Karibik-Lagune“im Jahr 2006 habe man die Auslastung auch in den Sommermona­ten stark steigern können. Seit 2012 bietet man auch für betuchte Gäste viel. Um 21,5 Mill. Euro wurden 21 private Spa-Villen und das mittlerwei­le mit zwei Hauben dekorierte Restaurant „Aquarium“errichtet. 200.000 Euro sind als jüngste Investitio­n in eine neue Outdoor-Relax-Lounge geflossen. Baden gehen, damit meint man in Geinberg Gutes.

„Am Anfang gab es auch Skepsis.“Bernhard Schöppl, Bürgermeis­ter

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BILD: SN/GEINBERG Insel der Erholung und Ruhe im Innviertel: das Spa Resort Therme Geinberg.
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BILD: SN/SCHÖ Herzliche Wandmalere­i von Kinderhänd­en an der Ortseinfah­rt.
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