Kein gelungener Operettenabend
Meine Frau und ich dürften offenkundig in einer anderen Vorstellung der „Blume von Hawaii“in Bad Ischl beim Lehár Festival gewesen sein als der Rezensent. Ich selbst habe diese Operette in Baden bei Wien vor Jahren in einer sehr gelungenen Aufführung bereits gesehen. Das können wir von Bad Ischl aber nicht behaupten.
Das Positive zuerst: Die Choreografie war spritzig, das Finale des 1. und 2. Akts schön ausgespielt. Der Rest: Schweigen. Die gesanglichen Leistungen waren mit Ausnahme von Herrn Kerschbaumer und Frau Feldhofer eine einzige Fehlanzeige. Es ist wirklich traurig, wenn die Stimmen so schwach sind, dass sie per Microports verstärkt werden müssen. Nach meinem Verständnis lebt die Operette, anders als das Musical, von einem Mindestmaß an klassischer Gesangskunst und vom unmittelbaren akustischen Zugang zum Publikum. Jedenfalls war die Lautstärke vor der Pause zu hoch. Die Inszenierung und manche Scherze waren nicht mehr nur peinlich, sondern unerträglich; anstelle von Witz und Spritzigkeit in den Dialogen wurde auf der Bühne gekreischt (bereits beim 1. Lied des Prinzen, das dadurch völlig untergegangen ist) und herrschte unangenehm hektisches Getriebe. Ich habe das traurige Schicksal des Komponisten, den ich persönlich sehr schätze, schon vor dieser Vorstellung gekannt. Es ist aber als Rahmenhandlung für diese Operette überhaupt nicht geeignet und hat immer wieder den ohnehin bei dieser Operette seichten Handlungsfluss unterbrochen. Hier hat der Regisseur wohl versucht, den moralinsauren Zeigefinger zu erheben.
Wie man solche Revue-Operetten in der heutigen Zeit gelungen auf die Bühne bringen kann, hat das Stadttheater Baden in der abgelaufenen Saison mit „Maske in Blau“von Fred Raymond bewiesen. Aber Bad Ischl (nach einer grandiosen „Rose von Stambul“vor zwei Jahren): Nein, danke, wir werden lange nicht mehr kommen. Günter Steinlechner