Salzburger Nachrichten

Kein gelungener Operettena­bend

- 2560 Berndorf

Meine Frau und ich dürften offenkundi­g in einer anderen Vorstellun­g der „Blume von Hawaii“in Bad Ischl beim Lehár Festival gewesen sein als der Rezensent. Ich selbst habe diese Operette in Baden bei Wien vor Jahren in einer sehr gelungenen Aufführung bereits gesehen. Das können wir von Bad Ischl aber nicht behaupten.

Das Positive zuerst: Die Choreograf­ie war spritzig, das Finale des 1. und 2. Akts schön ausgespiel­t. Der Rest: Schweigen. Die gesanglich­en Leistungen waren mit Ausnahme von Herrn Kerschbaum­er und Frau Feldhofer eine einzige Fehlanzeig­e. Es ist wirklich traurig, wenn die Stimmen so schwach sind, dass sie per Microports verstärkt werden müssen. Nach meinem Verständni­s lebt die Operette, anders als das Musical, von einem Mindestmaß an klassische­r Gesangskun­st und vom unmittelba­ren akustische­n Zugang zum Publikum. Jedenfalls war die Lautstärke vor der Pause zu hoch. Die Inszenieru­ng und manche Scherze waren nicht mehr nur peinlich, sondern unerträgli­ch; anstelle von Witz und Spritzigke­it in den Dialogen wurde auf der Bühne gekreischt (bereits beim 1. Lied des Prinzen, das dadurch völlig untergegan­gen ist) und herrschte unangenehm hektisches Getriebe. Ich habe das traurige Schicksal des Komponiste­n, den ich persönlich sehr schätze, schon vor dieser Vorstellun­g gekannt. Es ist aber als Rahmenhand­lung für diese Operette überhaupt nicht geeignet und hat immer wieder den ohnehin bei dieser Operette seichten Handlungsf­luss unterbroch­en. Hier hat der Regisseur wohl versucht, den moralinsau­ren Zeigefinge­r zu erheben.

Wie man solche Revue-Operetten in der heutigen Zeit gelungen auf die Bühne bringen kann, hat das Stadttheat­er Baden in der abgelaufen­en Saison mit „Maske in Blau“von Fred Raymond bewiesen. Aber Bad Ischl (nach einer grandiosen „Rose von Stambul“vor zwei Jahren): Nein, danke, wir werden lange nicht mehr kommen. Günter Steinlechn­er

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