Wer folgt auf die Präsidentin?
Im Festspielbezirk wird bereits getuschelt, wer Helga Rabl-Stadler 2020 als Präsidentin der Salzburger Festspiele beerben könnte. Vielleicht eine, die schon Präsidentin ist.
SALZBURG. Für den Abgesang auf Helga Rabl-Stadler ist es zu früh, viel zu früh, keine Sorge. Die 70-Jährige – seit Kurzem Ehrenbürgerin der Landeshauptstadt – ist als Festspielpräsidentin gerade wieder voll in ihrem Element. „Im Zentrum des Wirbelsturms“nennt sie ihre Arbeit dieser Tage. Kein Empfang, keine Matinee, kein Sponsorentermin, keine Premiere ohne sie. Seit 1995 dirigiert die einstige ÖVP-Nationalratsabgeordnete und frühere Wirtschaftskammer-Präsidentin das Direktorium der Salzburger Festspiele. Ende 2016 wurde ihr Vertrag noch einmal für drei Jahre verlängert.
Mit 30. September 2020 sei nach 26 Jahren an der Spitze fix ihr letzter Arbeitstag, meinte die Präsidentin kürzlich in einem SN-Interview. Was unweigerlich zur Frage führt: Wer dann?
Eine Frage, die derzeit niemand beantworten will. Weil sie eine heikle, vor allem eine politische ist. Wer auf Rabl-Stadler folgt, bestimmt nach einer Ausschreibung das Kuratorium. Es muss einstimmig entscheiden. Dieses Kuratorium, das ist kein Geheimnis, wird nach dem Abgang von Ex-Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) wieder von der ÖVP dominiert.
Neben den zwei Vertretern des Bundes (Sektionschef Jürgen Meindl und Maria Fekter), sitzen Landeshauptmann Wilfried Haslauer, Bürgermeister Harald Preuner und Landtagsabgeordneter Hans Scharfetter (alle ÖVP) für den Tourismusförderungsfonds im Kuratorium. Nicht stimmberechtigt, sondern mit beratender Stimme im Kuratorium sind Johannes Honsig-Erlenburg, Präsident der Internationalen Stiftung Mozarteum, und Christian Kircher (Bundestheater-Holding GmbH).
Rabl-Stadler beantwortet in der Hitze des Gefechts derzeit keine Nachfragen zu ihrer Nachfolge. „Ich gehöre nicht zu jenen Leuten, die ihre Nachfolge mitbestimmen wollen“, sagte sie am Montag. Ein Präsident oder eine Präsidentin der Salzburger Festspiele müsse aber jemand sein, der das ganze Jahr über in Salzburg lebe. Keine bloße Repräsentationsfigur, sondern jemand, der zupacke. Im Spekulationsreigen fallen nicht sehr viele Namen. Johannes Honsig-Erlenburg (55), Präsident der Stiftung Mozarteum, ist einer davon. Oder etwa Brigitta Pallauf (ÖVP). Die 57Jährige ist Haslauers Geheimwaffe – in allen Belangen. Als im Jänner rasch die Lücke für den zurückgetretenen Landesrat Hans Mayr gefüllt werden musste, war Pallauf zur Stelle, um sich binnen zwei Wochen in zwei Mega-Ressorts einzuarbeiten. Vier Monate später musste sie – wohl nicht ganz freiwillig – für Stefan Schnöll wieder Platz machen und kehrte auf den Sessel der Landtagspräsidentin zurück. Schon damals wurde spekuliert, dass ihr Haslauer diese Loyalität danken könnte – indem sie 2020 RablStadler beerbt. Pallauf meint, sie verschwende keinen Gedanken daran. „Es ist ehrenvoll, dass man mich hier nennt. Aber es gab nie
„Ich gehöre nicht zu jenen Leuten, die ihre Nachfolge mitbestimmen wollen.“Helga Rabl-Stadler, Festspiele
Gespräche. Und Helga Rabl-Stadler ist noch zwei Jahre Präsidentin, sie ist das in Reinkultur.“Wobei Pallauf und Rabl-Stadler auch eine familiäre Bande knüpft. Pallaufs Gatte ist Rabl-Stadlers Cousin.
Haslauer wird gerüchtehalber selbst als Kandidat für die Festspielpräsidentschaft ins Spiel gebracht. Doch der Landeshauptmann hat betont, dass er vorhat, bis 2023 im Amt zu bleiben.
Noch ist keine Eile geboten. Das Kuratorium wird den Posten des Festspielpräsidenten wohl erst Anfang 2020 ausschreiben. „Kein Sterbenswörtchen“sei bisher über Rabl-Stadlers Nachfolge gesprochen worden, beteuert Bürgermeister Preuner. Dass man sich im Hintergrund aber schon Gedanken macht, zeugt davon, dass es Überlegungen gibt, eine Förderstiftung zu installieren, um Mittel zu lukrieren. Und wer könnte in dieser Stiftung wohl besser Sponsoren akquirieren als Helga Rabl-Stadler. „So etwas kommentieren wir nicht“, lässt das Büro Haslauer dazu ausrichten. Im Übrigen weile der Chef auf Urlaub im Ausland.
Eiliger ist bei den Festspielen ohnehin eine andere Stellenbesetzung – nämlich jene des Intendanten. Markus Hinterhäusers Vertrag läuft zwar länger als jener von Rabl-Stadler, nämlich bis 2021. Für die Position des Intendanten braucht es aber eine längere Vorlaufzeit, weshalb sich wohl schon nach dieser Saison entscheidet, ob Hinterhäusers Vertrag verlängert wird.