„Eine fitte Kuh gibt man nicht gern her“
Trockenheit zwingt die Landwirte zum Handeln. Wiesen bringen um 60 Prozent weniger Heu.
MATTSEE. Das Stück Wiese von Josef Wimmer aus Mattsee gibt ein trauriges Bild ab. Kaum ein grüner Halm, der in die Höhe ragt, stattdessen verbrannte Grasbüschel. „Diese Wiese hier wird sich wohl nicht mehr selbst regenerieren“, sagt der Landwirt. Der Schaden sei zu groß. Es bleibe nur, den nächsten größeren Regen abzuwarten und dann nachzusäen.
So wie Wimmer geht es derzeit vielen Landwirten, vor allem im Flachgau. Viel zu wenig Niederschläge gab es in den vergangenen drei Monaten. Dazu die Hitze. Das hat viele Wiesen in braunes Ödland verwandelt. Die bittere Folge: Der Ertrag bei den Heuernten ist in manchen Gegenden um bis zu 60 Prozent eingebrochen.
„Bei uns war die erste Mahd nach dem feuchten Winter noch zufriedenstellend, die zweite und dritte aber schon sehr dürftig. Und wenn das jetzt so weitergeht, dann wird die vierte Mahd so gut wie ausfallen.“
Josef Wimmer betreibt in Mattsee eine 60 Hektar große Biolandwirtschaft mit 80 Stück Milchvieh. Schon vor Wochen habe er Heu zugekauft. „Gott sei Dank zeitig genug, denn jetzt steigen die Preise.“Sie würden derzeit zwischen 15 und 30 Cent pro Kilogramm liegen. So könne er die Verringerung seines Viehbestands noch ein wenig hinauszögern. „Verhindern kann ich es leider nicht.“Und so werden in den nächsten Tagen vorerst fünf Tiere den Hof verlassen. „Glauben Sie mir, eine fitte Kuh gibt man nicht gern her.“Wimmer hofft, damit das Auslangen zu finden.
Johann Frenkenberger, Obmann der Bezirksbauernkammer Salzburg, beschreibt die derzeitige Situation als enorme Herausforderung für die Bauern. „Wir haben große punktuelle Unterschiede. Während es am Sonntag in Straßwalchen einen Platzregen gab, tut sich in Thalgau seit zwei Wochen nichts.“Entscheidend sei die Lage der Fläche. „Hanglagen oder Flächen, die nach Süden ausgerichtet sind, bereiten Probleme.“Auch die Auswertung der Daten von der Messstelle der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Mattsee spricht eine klare Sprache. In den Jahren 1981 bis 2010 lag die durchschnittliche Niederschlagsmenge zwischen April und Juli bei 510 Litern pro Quadratmeter. Im heurigen Jahr war es mit 243 Litern weniger als die Hälfte. Dafür stieg die Anzahl der Hitzetage mit zwölf im Vergleich zum Durchschnittswert von sechs Hitzetagen in den Jahren 1981 bis 2010 auf das Doppelte.
Die Landwirtschaft mache bei den derzeitigen Bedingungen nicht wirklich viel Spaß, sagt Josef Wimmer. „Man schaut in den Himmel, da kommt es rabenschwarz daher und dann fällt nicht einmal ein Tropfen.“Das belaste einen durchaus. Auch weil man nur zuschauen und abwarten könne. „Da überlegt man sich schon einmal, die Wiesen zu wässern. Aber das ist natürlich nicht machbar.“
Trotzdem will sich der Bauer in Zukunft gegen die Trockenheit wappnen. „Man muss sich darauf
einstellen, dass es auch in den nächsten Jahren so trocken sein wird.“Er will darum vermehrt auf Grasarten setzen, die der Trockenheit trotzen. Der Rotklee oder der Luzerner würde vermehrt in Italien und Südtirol eingesetzt. „Das ist ganz wertvolles Futtergras, damit werden wir wohl in Zukunft auch hier nicht schlecht fahren.“
Auch im Bergheimer Schlachthof der Alpenrind GmbH zeigt die Trockenheit erste Auswirkungen. In der Vorwoche seien um rund 30 Prozent mehr Kühe angeliefert worden als in der Woche davor. Das sei natürlich auf die Trockenheit und die Heuknappheit zurückzuführen.
Noch ist die Hoffnung auf eine halbwegs einträgliche vierte Mahd nicht ganz verloren. Meteorologe Josef Haslhofer von der ZAMG sagt für Freitag flächendeckende Schauer im Flachgau voraus. „Wenn der Boden dadurch erst einmal aufgeweicht ist, dann kann er auch wieder kürzere Schauer nutzen.“