Dörte ist verärgert. Sie will kein Brot mehr kaufen.
Vor 28 Jahren stand die Welt still. Es gab eine Art touristischen Herzkasperl. Grund: Die „PiefkeSaga“. In „Oschttirol“regen sich die Menschen immer noch darüber auf.
Als wäre das Leben eines Bäckermeisters nicht hart genug. Immerhin muss er ja sein ganzes Leben lang früh aufstehen. Tag für Tag. Immer.
Im Normalfall genügt das als Herausforderung (it is a challenge, you know?). Aber im Lauf der Jahre kam noch etwas anderes dazu. Etwas Heftiges. Heutzutage wird ja praktisch überall Brot gebacken. Die Botschaft des simplen Pop-Liedes „Bakerman Is Baking Bread“aus dem Jahr 1989 gilt also nicht mehr. In jedem Disconter gibt es ja schon einen Back-Shop, also ein gut sortiertes Brot-Geschäft. Es wurlt geradezu davon.
Da muss so ein Bäcker schauen, wo er bleibt. Und wenn er kunstsinnig ist, liegt auf der Hand, was es zu tun gilt. Zum Beispiel eine örtliche Theater- gruppe unterstützen. Als Sponsor. Um für sich und die gute Sache zu werben. Im konkreten Fall trat Bäckermeister Ernst Joast als Unterstützer der Theatergruppe Rabensteiner in Virgen (Osttirol) auf. Das Laientheater spielt den Felix-MittererKlassiker „Piefke-Saga“. Fein.
Und? Der Bäcker bekam Post. Ein deutsches Urlauber-Ehepaar teilte mit, nie mehr bei ihm Brot zu kaufen. Dabei bekommen in der „Piefke-Saga“Einheimische und Gäscht (Gäste) gleichermaßen ihr Fett ab. Und wer aufmerksam beobachtet und sieht, wie der Turbo-Tourismus immer mehr Leute (auch Gäste) verschreckt, wünscht sich schon eine Diskussion darüber, wie das alles weitergehen soll – auch bei uns. In Oschttirol, konkret in Virgen, plagte scheint’s auch mehrere Chefs von Tourismusbetrieben grausiges Sodbrennen – dass man jetzt akkurat so ein provokantes Stück spielt, wo doch bitteschen grad „die Deitschen da sind“.
In Saalfelden-Leogang gab’s dieser Tage hingegen Riesenapplaus für die Tourismus-Satire namens „Heimatabend“. Sie wurde von Laien erarbeitet und gespielt. Reinhold Tritscher (Theater ECCE) leitete das Projekt. Sehr feine Kulturarbeit an der Basis – das sei erwähnt (by the way). Zitiert wurde auch der „Kafka der Bauern“, Franz Innerhofer. Und zwar aus seinem Roman „Schattseite“. Dort steht: „… das Fremdenverkehrsbüro ist jetzt heilig. Die Fremden sind jetzt unsere Götter.“