Ausnahmezustand im Tierheim
Weil es derzeit keine geprüften Tierpfleger gibt, läuft ein Notprogramm. Von fünf Pflegern haben drei Salzburg verlassen, zwei befinden sich im Krankenstand. Ein SN-Lokalaugenschein.
SALZBURG-STADT. Hunde, Katzen, Schildkröten, Käfig- sowie Wildvögel: Rund 60 Tiere befinden sich derzeit im Salzburger Tierheim an der Karolingerstraße, jedoch kein einziger geprüfter Tierpfleger. Eine Personalmisere, die es so noch nie gegeben habe, so Gerda Ziesel aus dem Vorstand des Vereines. Zwei befänden sich im Krankenstand, zwei junge Pflegerinnen aus dem Großraum Berlin hätten wieder aufgehört, ebenso ein dritter Pfleger, der aus familiären Gründen nach Norddeutschland zurückgekehrt sei.
„Derzeit müssen wir im Vorstand zusammenhelfen, um den Betrieb zu managen, haben Rationalisierungen vorgenommen und eine externe Firma mit Reinigungsarbeiten beauftragt“, sagten Gerda Ziesel und Gerhard Redolf bei einem SN-Lokalaugenschein am Montag. Für Dienstag sei ein Vorstellungsgespräch mit einer jungen Tierpflegerin aus Bayern fixiert.
Gründe, warum geprüfte Tierpfleger offenbar so schwer zu bekommen sind, liegen scheinbar an der Ausbildung und Bezahlung. „Tierpfleger ist ein Lehrberuf, der nach drei Jahren an der Tierpflegerschule in Wien abgeschlossen wird“, erklärte Sabine Grebner, Geschäftsführerin des Salzburger Zoos in Hellbrunn. Bei einer abgeschlossenen Berufsausbildung kann man im zweiten Bildungsweg über das Wifi oder AMS in zwei Jahren zum Tierpfleger werden. Sie selbst beschäftige 22 Tierpfleger sowie zwei Lehrlinge, einen dritten ab Herbst. „Ich möchte aber nur so viele Lehrlinge ausbilden, wie ich diese später auch im Zoo anstellen kann“, betonte Grebner. Dass der Tierpflegerberuf im Vergleich zu Friseuren ein Mangelberuf sei, könne man nicht von der Hand weisen.
Sabine Grebner kennt auch die Personalmisere im Salzburger Tierheim: „So gern ich auch will, kann ich dem Tierheim mit meinem Personal nicht aushelfen. Auch bei uns gibt es Krankenstände und Urlaubszeiten, wo alle zusammenhelfen müssen.“
Bleibt noch die Frage der Bezahlung: Derzeit ist die Stelle eines Tierpflegers im Tierheim im Internet mit 1630 Euro brutto im Monat ausgeschrieben. Hauptsächlich würden sich Pfleger aus Deutschland in Österreich melden. Den Grund dafür will Sabine Grebner erkannt haben: „In den deutschen Tiergärten werden mehr Pfleger ausgebildet, als später dort auch einen Job finden.“Einen Vorteil zugunsten eines Tierheims im Vergleich zu einem Zoo sieht Grebner bei der körperlichen Belastung der Pfleger: „Kleintiere sind leichter zu handhaben als Großtiere wie eben in einem Zoo.“
Zurück ins Salzburger Tierheim: „Wir werden versuchen, den Beruf des Tierpflegers aufzuwerten“, versicherte Gerda Ziesel. Der Schwerpunkt soll in der Betreuung der Tiere liegen, denn bislang musste ein Pfleger rund 80 Prozent der Arbeitszeit für Reinigungsarbeiten aufbringen.
Das Salzburger Tierheim operiert als Verein mit einem Jahresbudget von rund 300.000 Euro (rund 115.000 Euro Förderung der Stadt, dazu kommen Einnahmen aus Verwahrungsverträgen mit Stadt und Land sowie Spenden und Erbschaften). Das Gelände an der Karolingerstraße ist von der Stadt gepachtet.
„Im Vergleich zu Friseuren ist der Tierpfleger ein Mangelberuf.“